Lesermeinungen:
Polarleuchten, raue Fjorde und gute Löhne und Gehälter – es gibt viele Gründe, nach Norwegen auszuwandern. Der bürokratische Aufwand hierfür ist gering. Hier gibt es einen Leitfaden, inklusive hilfreicher Anlaufstellen für die Jobsuche im Norden.
Norwegen ist eines der flächengrößten Länder Europas, aber mit seinen gerade einmal 5,3 Millionen Einwohnern recht dünn besiedelt. Der Großteil der Einwohner lebt in den größeren Städten, insbesondere in und um die Hauptstadt Oslo. Wer als Deutscher nach Norwegen auswandern will, muss dies allerdings gut planen: Vor allem die Wohnungssuche und der Umzug sind oft ein größerer Aufwand. Aufgrund des Schengen-Abkommens fallen die bürokratischen Hürden allerdings geringer aus als beim Auswandern in manch anderes Land.
Wer als Deutscher nach Norwegen auswandern will, braucht dort in der Regel einen Job oder muss mit der Absicht, sich einen zu suchen, einreisen. „Als Bürger des EWR haben sie Anspruch auf eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in Norwegen“, sagt Rechtsanwalt Dr. Roland Mörsdorf. Er ist selbst 2008 von Deutschland nach Norwegen ausgewandert und betreibt in Oslo das German Desk der Rechtsanwaltskanzlei Grette zur wirtschaftsrechtlichen Beratung in Norwegen.
Wer als Deutscher nach Norwegen auswanddert, kann in seinem Zielland gleich mit der Arbeit beginnen. Wer aber länger als drei Monate in Norwegen bleibt, muss sich innerhalb dieses Zeitraums bei der Polizei registrieren lassen und einige weitere Schritte unternehmen.
Im Folgenden wird das Vorgehen für einen Angestellten beschrieben, er bereits einen Job gefunden hat, vertiefende Informationen und das Vorgehen bei der Registrierung in anderen Fällen finden sich auf der Seite des norwegischen Ausländerzentralamtes Ultendingsdirektoratet – kurz: UDI.
Auswanderer, die länger als drei Monate in Norwegen bleiben wollen, müssen sich laut Auswärtigem Amt spätestens zwei Wochen nach Einreise bei der norwegischen Polizei melden. Die benötigten Dokumente dafür sind meist:
Im Anschluss erhält der Auswanderer ein Registrierungs-Zertifikat, das bestätigt, dass die Polizei ihn registriert hat. Dieses Dokument ist fünf Jahre gültig.
Wer einwandert oder länger als sechs Monate in Norwegen leben wird, muss sich nach seinem Umzug nach Norwegen beim örtlichen Folkeregister (Einwohnermeldeamt und Finanzamt) anmelden und eine Nationale Identifikationsnummer, auch Personennummer oder P-Nummer genannt, beantragen. Auch hierfür werden Dokumente benötigt:
Die Behörde entscheidet nach dem Termin, ob der Einwanderer alle Bedingungen erfüllt. Wenn ja, erhält der Einwanderer nach circa zwei Wochen Bearbeitungszeit eine Personennummer. „Norwegische Bürger haben die Identifikationsnummer seit Geburt, Ausländer müssen sie erst beantragen“, erklärt Mörsdorf.
Daneben gibt es auch einetemporäre Personennummer, die D-Nummer: „Diese ist für Pendler zwischen Norwegen und anderen Ländern“, sagt Mörsdorf, „oder zum Beispiel für Geschäftsführer von norwegischen Gesellschaften, die selbst nicht in Norwegen leben.“ In jedem Falle brauche man einen guten Grund, um eine D-Nummer zu bekommen.
Die P-Nummer spielt in Norwegen eine wichtige Rolle, denn sie wird benötigt, um Versicherungen jeglicher Art abzuschließen, einen Pkw zu registrieren oder ein Bankkonto zu eröffnen. Sie besteht aus elf Ziffern, von denen die ersten sechs das Geburtsdatum der jeweiligen Person wiedergeben.
Arbeitnehmer können bei dem Folkeregister zudem auch ihre Lohnsteuerkarte beantragen. Hierfür reichen in einem persönlichen Termin in der Regel ein Reisepass und ein Arbeitsvertrag oder ein schriftliches Stellenangebot aus. Oder, Tipp für Angestellte: Für sie kann auch der norwegische Arbeitgeber die Steuerkarte online beantragen.
Wer innerhalb Deutschlands keine Wohnung mehr bewohnt und ins Ausland umzieht, muss sich bei der zuständigen Meldebehörde in Deutschland abmelden. Hierfür hat er bis spätestens 14 Tage nach dem Auszug Zeit. Hierfür müsste dann auch eine Abmeldebescheinigung bei der jeweils zuständigen Gemeinde beantragt werden. Denn diese wird unter anderem benötigt, um sie bei der deutschen Auslandsvertretung vorzulegen – die nur so für den Auswanderer tätig werden kann und zum Beispiel den Wohnort im Reisepass ändern kann oder einen neuen ausstellt.
Wer sich noch nicht sicher ist, ob er wirklich endgültig nach Norwegen auswandern will, dem empfiehlt es sich, erst einmal in Deutschland angemeldet zu bleiben und in Norwegen einen Zweitwohnsitz anzumelden.
Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen rund ums An- und Ummelden des Wohnsitzes.
Wer als EU-Bürger mindestens fünf Jahre lang in Norwegen gelebt hat, kann sich laut UDI für ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht bewerben. So kann er für unbegrenzte Dauer in Norwegen bleiben und arbeiten, zusammen mit seinen Familienmitgliedern. Hierfür darf er nicht länger als sechs Monate eines Jahres im Ausland verbracht haben, mitunter sind Ausnahmen möglich.
„Eine Einbürgerung wäre auch möglich, dafür ist die Aufenthaltsdauer allerdings noch etwas länger“, so Mörsdorf. Allerdings verlieren Deutsche in dem Fall nach jetziger Gesetzeslage ihre deutsche Staatsbürgerschaft. „Nur Kinder, die mit beiden Staatsbürgerschaften geboren wurden, dürfen unter bestimmten Voraussetzungen beide behalten.“
Wie bei jedem anderen Umzug auch gilt es viel vorzubereiten – und weil es ins Ausland geht, nun mal ein bisschen mehr als sonst.
Hier finden Sie Miet- und Kaufimmobilien in Norwegen.
Norwegen ist nicht Mitglied der EU, daher gelten für die Einfuhr von Umzugsgut gesonderte Bestimmungen und es gilt einige Formulare auszufüllen. Auch sind die Zollvorschriften strenger. Besondere Zollvorschriften gelten etwa für die Einfuhr von Lebensmitteln, Alkoholika und Tabakwaren, Pflanzen, Tieren, Fahrzeugen und Waffen. Eine ausführliche Liste findet sich auf der Seite des norwegischen Zolls (auf Deutsch).
Wichtig für alle, die den Umzugswagen selber fahren: Fahrzeuge mit Wohnwagen oder Anhänger dürfen eine Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern nicht überschreiten, egal welche Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. Hat der Anhänger oder Wohnwagen keine Bremsen, sind es maximal 60 Stundenkilometer. Es gelten andere Geschwindigkeitsbegrenzungen als in Deutschland.
Für Heimtieren wie Hund, Katze oder Frettchen gelten bei der Einreise nach Norwegen besondere Regelungen. Wer mit Tier nach Norwegen reist, sollte darum vorab einen Termin beim Veterinär oder Tierarzt vereinbaren, um sicherzugehen, dass das Tier alle Anforderungen erfüllt. Dazu gehören zum Beispiel:
In Norwegen sind zudem einige Hunderassen verboten. Ausführlich wird das auf der Seite der Königlichen Norwegischen Botschaft in Deutschland erklärt.
Insgesamt bietet der Arbeitsmarkt in Norwegen einige Vorzüge. In vielen Unternehmen ist die durchschnittliche Arbeitszeit tendenziell niedriger als in Deutschland. Auch gilt die No-Conference-After-Three Politik: Das heißt, nach drei Uhr nachmittags finden keine Meetings mehr statt, sodass keiner eine wichtige Besprechung verpasst, wenn er ins Home-Office geht. Zudem ist es verbreitet, dass die Kinder mit auf die Arbeit genommen werden dürfen. Auch Löhne und Gehälter dürften bei der Entscheidung, in Norwegen zu arbeiten, eine wichtige Rolle spielen – denn sie sind teilweise deutlich höher als in Deutschland. „Wer dort schlecht verdient, verdient in Norwegen besser. Wer in Deutschland aber sehr gut oder gut verdient, eher etwas schlechter“, sagt Mörsdorf. Zum Beispiel liegt das durchschnittliche Einkommen laut norwegischen Statistikbehörde SSB nach Abzug der Steuer bei rund 52.600 Euro pro Haushalt.
Einige Berufsgruppen haben laut Mörsdorf besonders gute Aussichten auf dem norwegischen Arbeitsmarkt:
Für einige Gewerbe benötigen Deutsche allerdings eine Anerkennung oder Zulassung, um ihren Beruf auch in Norwegen ausüben zu können.
Eine Quelle für mögliche Auslandsjobs in Norwegen sind Tageszeitungen wie die Aftenposten, Dagsavisen oder das Stavanger Aftenblad. Online sind mögliche Anlaufstellen:
Auch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit kann weiterhelfen. Viele freie Arbeitsstellen werden allerdings nicht öffentlich ausgeschrieben, daher kann auch eine Initiativbewerbung bei einem Unternehmen sinnvoll sein.
In Norwegen ist es üblich, seine Bewerbung per E-Mail zu versenden. Sie besteht normalerweise nur aus einem Anschreiben („Jobbsøknaden“) und einem Lebenslauf (Curriculum Vitae oder „Levnetsbeskrivelse“). Im Idealfall ist sie in norwegischer Sprache verfasst, außer in der Jobbeschreibung wird ausdrücklich eine Bewerbung in Englisch verlangt.
Ein Portraitfoto wird nicht beigefügt. Im Lebenslauf werden zudem Ausbildung, Arbeitserfahrung und weitere Qualifikationen, sowie mindestens zwei Referenzen mit Kontaktdaten genannt. Arbeitszeugnisse sind in Norwegen hingegen eher irrelevant, es sei denn, die Ausbildung liegt schon länger zurück, im aktuellen Arbeitszeugnis werden wichtige Zusatzqualifikationen belegt oder der Bewerber hat erst vor Kurzem seine Ausbildung abgeschlossen, die genau zu der angebotenen Stelle passt. Alternativ können die Arbeitszeugnisse aber auch zum Vorstellungsgespräch mitgebracht werden. Dann sollten sie jedoch in norwegischer Sprache, oder zumindest in englischer Übersetzung, vorliegen.
Wer als Deutscher in Norwegen arbeiten oder studieren möchte, braucht dafür keine Arbeitserlaubnis und auch kein Visum für die Einreise. Wer sich länger als drei Monate in Norwegen aufhalten will, muss allerdings eine Aufenthaltsgenehmigung vorweisen können. So wird die Aufenthaltsgenehmigung beantragt.
Deutsche Staatsangehörige, die länger als drei Monate in Norwegen bleiben wollen, sollten spätestens zwei Wochen nach Einreise eine Aufenthaltsgenehmigung bei der norwegischen Polizei beantragen. So wird die Aufenthaltsgenehmigung beantragt.
Norwegen gehört zu den Ländern mit einem der höchsten Pro-Kopf-Einkommen, allerdings sind auch die Lebenshaltungskosten je nach Region um einiges höher. Laut der norwegischen Statistikbehörde SSB liegt das durchschnittliche monatliche Einkommen für Vollzeitangestellte bei circa 4.200 Euro brutto (47.300 NOK).
Die monatlichen Bruttolöhne und -gehälter einiger Berufe in Norwegen im Vergleich:
Die Mindestrente beträgt circa 20.000 Euro im Jahr, beziehungsweise 1.660 Euro im Monat.
Die Steuerbelastung in Norwegen ist laut Mörsdorf im Verhältnis vergleichbar mit der in Deutschland. Allerdings kosten Lebensmittel rund doppelt so viel, ebenso wie der Friseur oder ein Restaurantbesuch – „die Lebenshaltungskosten sind also vergleichsweise sehr hoch.“
Hierbei ist das Auswandern nach Norwegen sehr einfach: Wer in Norwegen arbeitet und Steuern zahlt, ist damit automatisch über das staatlich organisierte Sozialversicherungssystem der Folketrygden abgesichert. Finanziert wird das System über Steuern, sowie die staatliche Sozial- und Rentenversicherung.
Das System ist ein Ausdruck des guten Lebensstandards im Norden und umfasst Absicherungen bei Krankheit, Schwangerschaft und Geburt, Arbeitslosigkeit, Ruhestand, Arbeitsunfähigkeit, Alters-, Hinterbliebenen- und Behindertenrenten. Eine Krankenkasse wie in Deutschland gibt es also nicht. Auch eine Besonderheit: „Viele Arbeitgeber zahlen eine private Zusatzversicherung für ihre Arbeitnehmer, damit sie beim Arzt schneller einen Termin bekommen – also eine Art Behandlungsversicherung“, so Mörsdorf.
Zwischen Deutschland und Norwegen besteht ein Sozialversicherungsabkommen. Das heißt, etwa die in Deutschland erworbenen Rentenansprüche werden auch in Norwegen anerkannt und mit angerechnet.
Die staatliche Krankenversicherung beinhaltet alle wichtigen medizinischen Leistungen. Jedoch müssen bei einigen Behandlungen und Medikamenten relativ hohe Eigenanteile gezahlt werden, die auf einen jährlichen Maximalbetrag begrenzt sind. Für solche Fälle besitzen viele Norweger zusätzlich eine private Krankenversicherung.
Wegen seiner guten medizinischen Versorgung ist Norwegen europaweit bekannt. Allerdings sollten Auswanderer sich ausgiebig über die örtlichen Gegebenheiten informieren: Das Land ist recht dünn besiedelt, daher kann es je nach Region zu Engpässen kommen. Außerhalb der regelmäßigen Dienstzeiten von acht bis 15, 16 Uhr helfen die örtlichen Notfallzentralen (legevakt).
Die zentrale Notrufnummer in Norwegen lautet für die Polizei 112 und für Rettungsdienste und Notarzt ist es die 113.
Wer als Einwanderer aus Deutschland in Norwegen arbeitslos wird, muss sich beim norwegischen Arbeitsamt melden. Dort erhält er in der Regel die Anträge auf Arbeitslosengeld und Hilfe bei der Stellensuche.
Arbeitslosengeld erhält, wer in Norwegen steuerpflichtig gearbeitet und bereits einen gewissen Mindestsatz verdient hat. Der Arbeitslose muss über ein Einkommen von mindestens den 1,5-frachen Grundbetrag (G) im Laufe des abgeschlossenen Kalenderjahres oder mindestens 3 G im Laufe der letzten drei Jahre verfügt haben. Der Grundbetrag beträgt rund 9.700 Euro (96.882 NOK) und wird jährlich zum 1. Mai angepasst.
Wer dafür noch nicht lange genug in Norwegen ist, kann als Deutscher beziehungsweise Bürger eines EWR-Landes dennoch Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, wenn er mindestens 16 Wochen lang in entsprechender Vollzeit in einem anderen EWR-Land im letzten abgeschlossenen Kalenderjahr oder mindestens 32 Wochen innerhalb der drei letzten abgeschlossenen Kalenderjahre gearbeitet hat.
Wer in Norwegen arbeitet, zahlt in die norwegische Rentenversicherung ein und baut dadurch Ansprüche gegenüber dem Staat auf. Zusätzlich dazu sind Arbeitgeber laut Mörsdorf dazu verpflichtet, eine private Rentenversicherung für den Arbeitnehmer abzuschließen, die dann später an den Arbeitnehmer ausgezahlt wird. „Das ist also eine reine Angelegenheit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, gesetzlich aber vorgeschrieben.“
Vom ersten bis zum fünften Lebensjahr können Kinder in Norwegen in den Kindergarten gehen, dies ist allerdings freiwillig. Wer einen Kindergartenplatz in einem deutschsprachigen Kindergarten suchen möchte, sollte dies bereits früh tun, denn es gibt dort nur eine begrenzte Anzahl.
Vom sechsten bis zum fünfzehnten Lebensjahr gilt im norwegischen Schulsystem dann die Schulpflicht. Im norwegischen Schulsystem gilt für Kinder von sechs bis 16 Jahren die Schulpflicht. Ähnlich wie in Deutschland ist es das System dreigeteilt:
Erst ab Sekundarstufe I gibt es Noten. Diese entscheiden dann darüber, ob ein Schüler die gymnasiale Oberstufe besuchen darf. Anders als in Deutschland ist eine Eins die schlechteste und eine Sechs die beste Note. Im internationalen Vergleich ist das norwegische Schulsystem mit auf den vordersten Plätzen, im PISA-Ranking schnitt es in den Fächern Mathematik, Naturwissenschaften und Leseverständnis überdurchschnittlich gut ab.
Zusätzlich dazu gibt es das System der Volkshochschule (Folkehøyskole). Dort können Menschen jeden Alters zusätzliche Fähigkeiten in einer Vielzahl verschiedener Fächer erwerben.
In Norwegen kann an verschiedenen Universitäten und staatlichen wissenschaftlichen Hochschulen studiert werden. Zusätzlich bieten einige weitere staatliche Hochschulen und private Institute fachlich ausgerichtete Studiengänge an. Studiengebühren werden in den staatlichen Einrichtungen grundsätzlich nicht erhoben, auch nicht für ausländische Studierende. Viele Kurse werden zudem auch auf Englisch angeboten.
Die Preise in Norwegen sind höher als in Deutschland, zum Teil um das Doppelte, laut Mörsdorf. Bei Lebensmitteln gibt es mal größere, mal kleinere Unterschiede; ein Liter Milch kostet umgerechnet etwa 1,80 Euro, 500 Gramm Weißbrot circa 2,70 Euro. Insbesondere Tabak und Alkohol machen die Rechnung teuer: Zum Beispiel eine Schachtel Zigaretten für etwa 12 Euro und eine 0,5-Liter-Flasche heimisches Bier für um die 3,20 Euro. Auch die Wohnkosten können hoch ausfallen und unterliegen je nach Region starken Schwankungen.
Die meisten Norweger leben in ihrem Eigenheim, Mietimmobilien sind daher äußerst rar. „Es gibt praktisch keinen Mietmarkt, nur Mietwohnungen für Studenten sind häufiger zu finden“, sagt Mörsdorf. Auch sind die Immobilienpreise besonders in den Ballungszentren hoch, „die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind hierbei immens.“ Eine 3-Zimmer-Wohnung in Oslo kann zum Beispiel um die 2.000 Euro Kaltmiete kosten – und eine vergleichbare Wohnung auf dem Land Kosten im mittleren bis oberen dreistelligen Bereich.
Da man oft erst im Alltag merkt, wie sich die Veränderungen bei Gehalt und Lebenshaltungskosten auswirken, empfiehlt es sich, sich als Auswanderer vorab durch ausreichend Startkapital abzusichern und gegebenenfalls einen Kredit aufzunehmen.
„Das norwegische Mietrecht ist ähnlich wie in Deutschland ein Mieterschutzrecht“, sagt Mörsdorf. Wie in Deutschland auch verlangen die Vermieter meist eine Kaution von ein bis drei Monatsmieten. Die Mietverträge werden in Norwegen laut dem Rechtsexperten typischerweise als Zeitmietverträge für ein Jahr bis zu maximal drei Jahren abgeschlossen.
Der Vermieter darf nur aus zwei Gründen kündigen: Aufgrund von Eigenbedarf oder aus einem anderen wichtigen sachlichen Grund. „Was dazu zählt, ist stark individuell. Beispielsweise mag auch der geplante Verkauf der Immobilie als Grund zählen.“ Der Mieter kann in Norwegen wie in Deutschland auch ohne Grund kündigen. Die Kündigungsfristen betragen für beide Seiten drei Monate.
Im Hinblick auf die Renovierungspflichten ist das norwegische Mietrecht etwas mieterfreundlicher: „Der Mieter kann grundsätzlich nicht zu Schönheitsreparaturen wie Wände streichen verpflichtet werden“, sagt der Rechtsexperte. Er müsse seine Wohnung bei Auszug nur in dem Zustand übergeben, den sie hatte, als er einzog. „Allgemeine Abnutzungserscheinungen, die durch vertragsgemäßen Verbrauch entstanden sind, muss er ebenfalls nicht ausbessern.“
In Norwegen wird der gesamte Immobilienverkauf in der Regel über einen Makler abgewickelt. Einen Notar gibt es dabei laut Mörsdorf hierbei nicht, auch diesen Job übernimmt der Makler. Er wird in der Regel vom Verkäufer beauftragt und bezahlt.
Der Immobilienverkauf erfolgt im Üblichen über eine Art Bieterverfahren. „Der Makler führt Besichtigungstermine durch, die meist online zu zwei Terminen ausgeschrieben werden.“ Nach dem zweiten Termin gibt es eine Frist, die relativ kurz ist, in der dann die Kaufinteressenten Angebote abgeben. „Der Makler kontaktiert dann die höchsten Bieter und schaut, wer wie viel bietet“, so Mörsdorf. Dann telefoniere er diese durch und fragt, ob jemand mehr bieten möchte. Letztlich gewinnt das höchste Angebot. Dieses wird dann meist telefonisch oder schriftlich zugesagt und die Zusage ist bindend. „In der Praxis geschieht es meist per SMS, wegen der Beweisbarkeit“, sagt der Rechtsexperte.
Der Kaufvertrag, der abgeschlossen wird, ist laut Mörsdorf in der Regel bereits Teil des Maklerprospekts. Wer bietet, kann zwar Vorbehalte gegen die Vereinbarungen abgeben – etwa, dass ein Paragraph geändert werden soll. „Allerdings fliegt er dann in der Regel aus dem Bieterprozess raus“, so Mörsdorf.
Nach Abschluss des Kaufvertrages kontrolliert der Makler die Zahlungsabwicklung, dass der Preis auf das Notaranderkonto überwiesen wird und das Eigentum im Grundbuch übertragen wird. „Der Kaufpreis wird erst dann an den Verkäufer ausgezahlt, wenn der Käufer Grundbuch gesichert ist.“
In Norwegen ist der Eintrag ins Grundbuch nicht zwingend nötig, um offiziell Eigentümer zu werden. Jedoch empfiehlt es sich, dies zur Sicherheit zu tun. Anders als in Deutschland gibt es in Norwegen übrigens nur ein zentrales Grundbuchamt für das ganze Königreich.
Die jeweilige Gemeinde muss in Norwegen dem Immobilienerwerb zustimmen. Aufgrund zahlreicher Sonderfälle ist die Zustimmung aber letzten Endes nur erforderlich, wenn eine Immobilie im Außenbereich erworben wird oder in einer Gemeinde, in der eine Wohnpflicht besteht.
Auswanderer können über verschiedene Online-Immobilienportale nach Wohnungen in Norwegen suchen. Meist müssen sie sich dabei allerdings ranhalten: Je nach Region ist das Angebot oft spärlich, und wird einmal eine Mietwohnung angeboten, ist sie oft schnell vergeben. Wer keine Unterkunft findet, dem rät Mörsdorf: „Einige Hotels bieten zwar Appartements, die sind allerdings relativ teuer. Eher könnte man übergangsweise noch schauen, ob man privat unterkommt.“
Wer nach Norwegen auswandern will, finden in Norwegen wie in Deutschland einige hilfreiche Anlaufstellen: