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Grauwasseranlagen können einen wertvollen Beitrag zur Einsparung von kostbarem Trinkwasser und Energie leisten. Hier erfährst du, ob dieses Recyclingsystem für dich geeignet ist, wie es funktioniert und welche Kosten damit verbunden sind.
Angesichts knapper werdender Ressourcen und zunehmender Umweltbelastungen gewinnt die nachhaltige Wassernutzung immer mehr an Bedeutung. Eine gute Möglichkeit, um Wasser und Energie zu sparen, stellt die Nutzung von Grauwasser dar.
Grauwasser bezeichnet leicht verschmutztes Abwasser ohne Fäkalien, das beim Duschen, Baden, Spülen, Händewaschen und Wäschewaschen entsteht. In wassersparenden Haushalten fallen laut Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung etwa 55 Liter Grauwasser pro Person und Tag an. Die tatsächliche Menge hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Anzahl der Bewohner, dem Wasserverbrauch und den Nutzungsgewohnheiten.
Eine Grauwasseranlage sammelt dieses Abwasser und reinigt es in einem zweistufigen Prozess, bevor es als hochwertiges Betriebswasser im Haushalt und Garten wiederverwendet werden kann. Die Grauwassernutzung reduziert nicht nur den Trinkwasserverbrauch, sondern auch den Abwasseranfall, da weniger Abwasser in Klärwerke oder Gewässer fließt. Insgesamt kann so der Wasserverbrauch und Abwasseranfall um bis zu 50 Prozent reduziert werden.
Schwarzwasser ist stark verschmutztes Abwasser, das Fäkalien und Keime enthält, zum Beispiel aus Toilettenspülungen oder Spülmaschinen. Für eine Grauwasseranlage kommt Schwarzwasser nicht in Frage. Die Aufbereitung wäre aufgrund des hohen Verschmutzungsgrades zu aufwändig.
Grauwasser kann gewonnen werden aus:
Das durch die Grauwasseranlage aufbereitete Klarwasser hat keine Trinkwasserqualität, sprich es ist weder für den Verzehr, die Zubereitung von Lebensmitteln, noch für die Körperreinigung geeignet. Auch Haustiere sollten kein aufbereitetes Wasser aus dem Grauwasserrecycling zu sich nehmen. Jedoch kann Grauwasser für verschiedene Anwendungen im Haushalt und Garten wiederverwendet werden – ohne dabei ein hygienisches Risiko darzustellen. Hierzu zählen:
Daneben kann eine Grauwasseranlage, die mit einem Wärmetauscher ausgestattet ist, auch zur Wärmerückgewinnung genutzt werden. Der Wärmetauscher dient dazu, die im warmen Grauwasser gespeicherte Energie auf sauberes, frisches Trinkwasser zu übertragen. Durch die Grauwasser-Wärmerückgewinnung können bis zu 50 Prozent der für Warmwasser benötigten Heizenergie eingespart werden. So lassen sich aus 1.000 Liter warmen Wasser 10 bis 15 Kilowattstunden rückgewinnen, während die Erzeugung von 1.000 Litern Grauwasser lediglich 1,6 Kilowattstunden benötigt.
Integriert werden können Grauwasseranlagen sowohl in neugebauten Einfamilien- als auch in Mehrfamilienhäusern. Für Einfamilienhäuser sind Kleinstanlagen mit einer Aufbereitungsmenge ab 300 Litern pro Tag eine Option. Die kompakten Systeme umfassen Sammelbehälter, Filter und Pumpe und können sowohl im Keller aufgestellt als auch im Garten vergraben werden.
Grundsätzlich müssen für die Installation der Anlage separate Grauwasserleitungen, die strikt von der Trinkwasserinstallation getrennt sind, verlegt werden. Daher empfiehlt sich der Einbau des Grauwasseraufbereitungssystems inklusive Verrohrung in erster Linie bei Neubauten oder im Zuge einer umfangreichen Sanierung. Bestehende Gebäude nachzurüsten, wäre schlichtweg zu aufwändig und wirtschaftlich unrentabel. Bei einem Neubau können die Abflüsse der Badewanne, der Dusche, der Handwaschbecken und der Waschmaschine direkt an die Anlage angeschlossen werden. Auch lassen sich die Zuläufe der Verbrauchsgeräte, wie zum Beispiel die der Toilette, mit dem Klarwassertank verbinden.
Besonders lohnen sich Grauwasseranlagen in Mehrfamilienhäusern mit 30 bis 60 Bewohnern, so lautet die Einschätzung der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung. Dafür spricht auch, dass in Mehrfamilienhäusern – im Vergleich zu einem Einfamilienhaus – weitaus mehr Grauwasser durch die Bewohner produziert wird.
Eine Grauwasseranlage wandelt leicht verschmutztes Abwasser in hochwertiges Betriebswasser um. Dabei garantieren Hersteller in der Regel Betriebswasserqualität, die sich an der EU-Richtlinie für Badegewässer orientieren. Die Anlage selbst setzt sich wie folgt zusammen:
Grundsätzlich hängen die Größe der Tanks und damit die Leistung der Anlage davon ab, wie viel Wasser aufbereitet und anderweitig genutzt werden soll.
In mehreren Schritten wird das Grauwasser, ohne chemische Zusätze, wieder auf die sogenannte Betriebswasserqualität gebracht:
Je nach der benötigten Kapazität, dem Grad der Verschmutzung und den Anforderungen an die Qualität des Klarwassers, können zum Recycling des Wassers auch Anlagen mit zusätzlichen Technologien, beispielsweise Sandfilter oder Ultraschall eingesetzt werden.
Befindet sich nicht genügend Betriebswasser im Klarwassertank, lässt sich dieser mit Trink- oder Regenwasser nachspeisen.
Die Anschaffung einer Grauwasseranlage in einem Einfamilienhaus erfordert ein Budget von mindestens 5.000 Euro. In einem Altbau würden die Kosten für den nachträglichen Einbau in etwa doppelt so hoch ausfallen. Hinzu kommen außerdem die Wasserrohre für das separate Leitungsnetz sowie die Liefer- und Installationskosten durch einen Fachmann.
Ebenfalls einkalkuliert werden sollten folgende wiederkehrende Zahlungen:
Wie hoch die Kosten einer Grauwasseranlage tatsächlich ausfallen, hängt grundsätzlich von Hersteller, Größe, Technik und Region ab.
Solltest du Interesse am Einbau einer Grauwasseranlage in deine Haustechnik haben, empfiehlt es sich in jedem Fall einen Sanitär- oder Heizungshandwerker zu Rate zu ziehen, um sich fachlich kompetent beraten zu lassen.
Welche Gründe für eine Grauwasseranlage sprechen, findest du nachstehend aufgeführt:
Vor dem Einbau sollten folgende Aspekte unbedingt berücksichtigt werden:
Bislang gibt es keine bundeseinheitlichen Förderungen für die Grauwassernutzung. Dennoch kann es sich lohnen, bei der örtlichen Wasserversorgung, der zuständigen Gemeinde oder der Umweltbehörde nach aktuellen Fördermöglichkeiten nachzufragen: Beispielsweise unterstützt die Stadt Bremen die Neuinstallation und Nachrüstung von Anlagen zur Grauwassernutzung mit einem Zuschuss von bis zu 5.000 Euro.
Das Beispiel im Folgenden gibt Aufschluss darüber, mit welchem Einsparpotential durch eine Grauwasseranlage gerechnet werden kann:
So viel Wasser lässt sich mit einer Grauwasseranlage sparen
In Deutschland kostet 1 Liter Leitungswasser durchschnittlich 0,2 Cent (Quelle: Statistisches Bundesamt).
Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch beträgt 125 Liter, davon sind 55 Liter Grauwasser.
Am Beispiel einer vierköpfigen Familie werden so täglich 500 Liter Trinkwasser verbraucht.
Kosten ohne Grauwasseranlage:
500 Liter x 0,2 Cent =1 Euro / Tag bzw. 182.500 Liter x 0,2 Cent = 365 Euro / Jahr
Kosten mit Grauwasseranlage:
500 Liter - 220 Liter Grauwasser = 280 Liter
280 Liter x 0,2 Cent = 0,56 Cent / Tag bzw. 102.200 Liter x 0,2 Cent = 204,40 Euro / Jahr
365 Euro – 204,40 Euro = Einsparung von 160,60 Euro / Jahr mit einer Grauwasseranlage
Das bedeutet eine potenzielle Wassereinsparung von 44 Prozent (220 Liter pro Tag / 80.300 Liter pro Jahr).
Wirtschaftlichkeit im Falle einer vierköpfigen Familie:
Die Beispielrechnung zeigt, dass die Familie durch eine Grauwasseranlage jährlich etwa 160 Euro an Trinkwasserkosten einsparen könnte. Nachdem allein die Anschaffungskosten für die Anlage im Durchschnitt bei 5.000 Euro liegen, würden sich diese erst nach rund 30 Jahren ausgleichen. Hinzu kommen die Installationskosten für zusätzliche Wasserleitungen und auch laufende Ausgaben wie beispielweise Wartungs- und Betriebskosten dürfen nicht außer Acht gelassen werden.
Dennoch: In Puncto Umwelt und Klima hinterlässt eine Grauwasserlage zweifellos einen nachhaltig positiven Einfluss.
Um herauszufinden, ob eine Grauwasseranlage für dich in Frage kommt, solltest du deinen Wasserverbrauch kennen und ausrechnen, ob sich die möglichen Einsparungen bei den Trinkwasserkosten und Abwassergebühren gegenüber dem Kaufpreis, den Installationskosten und Wartungskosten für dich langfristig als sinnvoll erweisen.
Eine Grauwasseranlage trägt nicht nur zur Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs bei, sondern bietet auch die Möglichkeit, Energie durch Wärmerückgewinnung zu sparen und folglich die Umwelt zu entlasten. Bevor du dich für den Einbau entscheidest, bedenke jedoch die anfallenden Kosten und die baulichen Voraussetzungen. In Einfamilienhäusern dauert es viele Jahre bis sich die finanzielle Einsparung bemerkbar macht oder sich zumindest die Anschaffungskosten der Anlage amortisieren. Anders verhält es sich zum Beispiel bei Mehrfamilienhäusern, Hotels oder Campingplätzen. Dort ist die Menge des anfallenden Grauwassers deutlich größer und eine Anlage zur Abwasserreinigung somit wirtschaftlich rentabel. Eine fachkundige Beratung ist stets ratsam.
Neben einer Grauwasseranlage stellt das Sammeln von Regenwasser, zum Beispiel mit einer Zisterne oder Regentonne eine preiswertere, aber dennoch gute Alternative dar, um den Wasserverbrauch im Haushalt zu senken und dabei gleichzeitig Geld zu sparen.
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