Wasserknappheit: Schluss mit Gartenbewässerung?

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Deutschland hat seit einigen Jahren mit Trockenheit und Dürre zu kämpfen. Auf Dauer könnte dies die Trinkwasserversorgung gefährden, denn das Wasser wird knapp. Ob du weiterhin deinen Garten gießen und deinen Pool befüllen darfst und wie du selbst Wasser im Alltag sparen kannst, erfährst du hier.

Haben wir in Deutschland einen Wassermangel?

Noch hat Deutschland genug Trinkwasser zur Verfügung, dennoch trocknet das Land in Folge der globalen Erwärmung langsam aus. Die Bundesrepublik soll in den vergangenen 20 Jahren durchschnittlich 760 Millionen Tonnen Wasser pro Jahr verloren haben. Dies entspricht in etwa dem Umfang des Bodensees. Am privaten Verbrauch liegt laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDWE) der Wasserverlust nicht, dieser habe in den letzten Jahrzehnten sogar abgenommen So wurden im Jahr 1990 täglich 147 Liter Wasser pro Kopf verbraucht, heute sind es hingegen nur noch 125 Liter.

Die Wasserknappheit hängt in erster Linie mit den Folgen des Klimawandels zusammen:

  • Zunehmende Trockenheit und Dürre
  • Steigende Temperaturen
  • Wetterextreme, zum Beispiel Hitzewellen
  • Naturkatastrophen, zum Beispiel Waldbrände
  • Überschwemmungen, die das Grundwasser verschmutzen

Heiße Temperaturen und zu wenige Niederschläge im Sommer führten schon in den vergangenen Jahren dazu, dass immer mehr Regionen in Deutschland von Trockenheit und Dürre geprägt waren. So sind die Grundwasserstände vielerorts gefallen.

Das Grundwasser macht circa 70 Prozent unseres Trinkwassers aus. Sinkt der Grundwasserstand, kann es folglich zu regionalen Engpässen bei der Trinkwasserversorgung kommen. Zudem steigt bei großer Hitze der Wasserbedarf in den Haushalten, was zu einer starken Belastung des Trinkwasser-Verteilungssystems führen kann.

Um zu verhindern, dass den Menschen in Deutschland eines Tages nicht mehr genügend Trinkwasser zur Verfügung steht, wird mit entsprechenden Maßnahmen verstärkt gegen die Wasserknappheit vorgegangen. Ziel dabei ist es, den Wasserverbrauch zu reduzieren und damit die Wasserversorgung auch in Zukunft zu sichern.

Welche Regionen Deutschlands sind von Wasserknappheit betroffen?

Sinkende beziehungsweise niedrige Grundwasserstände treten in besonders trockenen Regionen auf. Weite Teile in Ostdeutschland, Niedersachen und auch einige Regionen im Süden Deutschlands sind von extremer Trockenheit und Dürre betroffen. Dort gibt es inzwischen fast überall zu wenig Wasser für Pflanzen. Bundesweit herrscht bislang aber kein flächendeckender Wassermangel.

Die Deutschland-Karte im Folgenden zeigt, ob auch deine Heimat von Trockenheit und Dürre betroffen ist:

Dürremonitor, Infografik: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung
In vielen Regionen Deutschlands herrscht extreme bis außergewöhnliche Dürre (Stand: Juli 2023). Infografik: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung

Wie wird gegen Wasserknappheit in Deutschland vorgegangen?

Wasserknappheit, Kind befüllt mit Gartenschlauch ein Planschbecken, Foto: ferkelraggae / stock.adobe.com
Einige Kommunen in Deutschland haben bereits Gieß- und Pool-Verbote verhängt. Foto: ferkelraggae / stock.adobe.com

Wasser sparsam und effizient nutzen: Mit Blick auf die sinkenden Grundwasserstände in einigen Regionen gewinnt dies noch einmal mehr an Bedeutung. 

Bereits im vergangenen Jahr haben rund 30 Landkreise mittels Allgemeinverfügungen die Wassernutzung eingeschränkt und Verbote ausgesprochen. Diese galten nicht nur für Privathaushalte, sondern auch für Industrie und Landwirtschaft.

Zu folgenden Einschränkungen greifen einige Städte und Kommunen im Hitze-Sommer 2023, um den Wasserverbrauch zu senken:

  • Wasser aus öffentlichen Gewässern zu entnehmen nur eingeschränkt möglich: Große Wassermengen aus Seen, Flüssen oder Teichen mittels Pumpen oder Schläuchen für die Bewässerung von Feldern oder Gärten zu entnehmen, wurde in mehreren Landkreisen vorübergehend verboten. Erlaubt bleibt aber weiterhin das Schöpfen mit Eimern oder Gießkannen. Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro rechnen.
  • Gärten nur zu bestimmten Uhrzeiten bewässern: Zahlreiche Regionen schränken die Gartenbewässerung zu Tagesstunden, in denen ein Großteil des Wassers durch die Sonnenstrahlung verdunstet, ein. Beispielsweise dürfen Gärten im Landkreis Nienburg an der Weser zwischen 11 und 19 Uhr ab einer Temperatur von 24 Grad nicht gegossen werden. Das Gießverbot gilt von Juni bis Ende September. Auf Rasensprenger soll teils ganz verzichtet werden, so lassen sich bis zu 800 Liter Wasser pro Stunde sparen.
  • Brunnenwasser nur zu bestimmten Zeiten zum Gießen verwenden: Der Altmarktkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt hat beispielsweise das Gießen mit Wasser aus Brunnen zwischen 10 und 19 Uhr untersagt.
  • Keine Pools und Planschbecken mit Wasser befüllen: Nach Angaben des Bundesverbands Schwimmbad & Wellness gibt es 2,1 Millionen private Pools in Deutschland, die in der Regel mehrere Tausend Liter Wasser fassen. Aus diesem Grund verhängt zum Beispiel die Gemeinde Bad Königshofen ein Pool-Verbot. Um Verstöße aufzudecken, führt der Wasserzweckverband der nordbayerischen Gemeinde sogar Kontrollfahrten durch und hat Bußgelder von bis zu 600 Euro festgesetzt. Auch in Bremer Kleingärten sind nur noch Planschbecken mit einem Durchmesser von maximal zwei Metern und einer Höhe von höchstens einem halben Meter erlaubt.
Info

Welche Regelungen in der jeweiligen Stadt gelten, finden Bürger auf der entsprechenden Internetseite der Kommune oder bei der zuständigen Unteren Wasserbehörde. Sie werden regelmäßig durch eine Allgemeinverfügung erneuert und bekanntgegeben. Hilfreich ist zudem der Blick in die regionale Tageszeitung.

In Bad Oeynhausen können sich die Bewohner zum Beispiel an einem Ampel-System orientieren, das Auskunft über den aktuellen Stand der Wasserversorgung gibt. Springt die Ampel auf gelb, so sind die Bewohner gebeten, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren. Bei einer roten Ampel ist die Gartenbewässerung und die Poolbefüllung gänzlich untersagt.

Sind bundesweite Sparmaßnahmen gegen Wasserknappheit geplant?

Die Bundesregierung hat im März 2023 eine Nationale Wasserstrategie verabschiedet – mit dem übergeordneten Ziel, sauberes Trinkwasser für alle zu sichern und die Wasserwirtschaft klimaresilient zu machen. Zusammen mit dem Aktionsprogramm Wasser wird so die Grundlage für ein modernes Wassermanagement gelegt.

Die Strategie umfasst zehn Themenfelder, die beschreiben, wie der Umgang mit Wasser zukunftsfähig gestaltet werden kann. Insgesamt enthält das Aktionsprogramm 78 wasserbezogene Maßnahmen in allen relevanten Sektoren. Dazu zählt beispielsweise das Verfassen einer bundesweiten Leitlinie für den Umgang mit Wasserknappheit.

Nationale Wasserstrategie, Infografik: BMUV
Die Nationale Wasserstrategie ist auf den Zeitraum bis 2050 ausgelegt. Infografik: BMUV

Wie lässt sich Wasser im Alltag sparen?

Nicht jede Stadt hat bisher Einschränkungen zur Senkung des Wasserverbrauchs aufgestellt. Dennoch kann jeder einzelne einen wertvollen Beitrag leisten und zu einer geringeren Verschmutzung der Gewässer und einer erhöhten Wasserverfügbarkeit verhelfen. Die folgenden Tipps erfordern wenig Aufwand, erzielen aber eine große Wirkung, wenn es darum geht, im Alltag Wasser zu sparen.

Sparmaßnahmen im Haushalt, die den Wasserverbrauch senken:

  • Die Waschmaschine und den Geschirrspüler erst anschalten, wenn beides voll beladen ist.
  • Ein Vollbad durch eine Dusche ersetzen.
  • Wassersparende Armaturen und Geräte einsetzen.
  • Standard-Duschköpfe durch Sparduschköpfe ersetzen.
  • Tropfende Wasserhähne reparieren.
  • Wasserhahn beim Zähneputzen, Händewäschen oder beim Einseifen unter der Dusche zudrehen.
  • Haarewaschen auf zwei- bis dreimal pro Woche reduzieren und stattdessen Trockenshampoo verwenden.
  • Obst und Gemüse in einer Schüssel waschen.
  • Konsum von Lebensmitteln, die in der Herstellung viel Wasser benötigen, reduzieren. Dazu zählen zum Beispiel Kakao, Fleisch, Röstkaffee und Avocados.

Sparmaßnahmen im Außenbereich, die den Wasserverbrauch senken:

  • In der Früh oder am Abend den Garten gut gießen, denn dann verdunstet das Wasser langsamer.
  • Direkt am Wurzelbereich der Pflanzen gießen.
  • Regenwasser sammeln und zum Gießen nutzen.
  • Den Rasen nicht jede Woche mähen, denn so trocknet der Rasen schneller und benötigt wiederum mehr Wasser.
  • Autos in Waschstraßen waschen, da das Wasser im Kreislauf geführt wird.

Auch mit dem Einbau von Zisternen im eigenen Garten lässt sich der Wasserverbrauch deutlich reduzieren. Sie bestehen aus Beton oder Kunststoff und können das über das Dach ablaufende Regenwasser sammeln und für Garten und Haushalt nutzbar machen. Zisternen können sowohl unterirdisch verbaut als auch ebenerdig angelegt werden und sind in der Regel mit einem finanziell hohen Aufwand verbunden. Eine günstigere Alternative stellen Regentonnen dar. Das gesammelte Regenwasser kann beispielsweise zur Bewässerung des Gartens genutzt werden.

Durch spezielle Grauwasseranlagen kann zudem das häusliche Abwasser, welches zum Beispiel beim Duschen entsteht, gereinigt und ebenfalls zur Gartenbewässerung verwendet werden.

  • Lies auf unserem Partnerportal bauen.de, ob sich eine Grauwasseranlage für dich lohnt.

Maßnahmen, die zu einer geringeren Verschmutzung der Gewässer beitragen:

  • Regionale, saisonale und Bio-Produkte kaufen.
  • Arzneimittel, Lacke und Farben ordnungsgemäß entsorgen.
  • Auf Pflanzenschutzmittel und Biozide in Garten und Haushalt verzichten.
  • Dünger sparsam verwenden.
Julia Koch21.07.2023

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