Balkonkraftwerk: Lohnt sich die Mini-Solaranlage für den Balkon?

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Strom wird immer teurer. Eigentümer und sogar Mieter können aber mit einer Mini-Solaranlage für den Balkon zumindest einen Teil ihres Strombedarfs selbst produzieren. Aber wie viel Geld spart man mit so einem Balkonkraftwerk wirklich?

Balkonkraftwerk – wichtige Begriffe kurz erklärt

Kilowattstunde

Eine Wattstunde (Wh) ist die Energie, die ein Gerät mit einer Leistung von einem Watt pro Stunde verbraucht oder produziert. Im Alltag ist die Kilowattstunde (kWh) gebräuchlich, das Tausendfache einer Wattstunde. In dieser Einheit werden vor allem Strom-, aber auch Heizwärmekosten abgerechnet. Eine Kilowattstunde kostete im Januar 2022 im Schnitt 0,3619 Cent.

Watt Peak (Wp)

Watt Peak (Wp) beziffert die Höchstleistung einer Solarstromanlage. Das englische Wort „peak“ bedeutet „Spitze“. Gemeint ist damit die elektrische Maximalleistung der Anlage, was sie bei optimaler Ausrichtung und Sonneneinstrahlung theoretisch leisten kann. 1 Kilowatt Peak (kWp) entsprechen 1000 Watt Peak. Eine 1-kWp  Photovoltaikanlage würde im Jahresdurchschnitt in Deutschland etwa 1.000 kWh produzieren.

Wechselrichter

Ein Wechselrichter ist ein elektrisches Gerät, das die Gleichspannung in Wechselspannung umwandelt. Der ist nötig, weil Solarmodule Gleichstrom erzeugen, im Hausnetz aber Wechselstrom fließt. Um den gewonnenen Solarstrom also zu nutzen, wird deswegen ein Wechselrichter, Inverter oder auch Drehrichter genannt, benötigt.

Wieland Steckdose

Der Betrieb von Balkonkraftwerken mit einer handelsüblichen Steckdose und einem Schukostecker ist in Deutschland nicht normkonform. Man benötigt deswegen eine spezielle Steckvorrichtung. Deswegen wird meist zu den Balkonkraftwerken ein „Wieland Stecker“ geliefert. Dieser benötigt eine Wieland-Steckvorrichtung, die ein Elektriker installieren muss.

Grundlast

Die Grundlast ist der Strom, der permanent verbraucht wird. Hauptsächlich ziehen technische Geräte im Standby die Grundlast. Deswegen werden Laptop, Fernseher oder Hifi-Anlagen gerne auch als versteckte Stromfresser bezeichnet. Hinzukommen die Geräte, die nie ausgeschaltet werden. Beispielsweise der Kühlschrank, aber auch eingesteckte Handyladekabel etc.

Was ist ein Balkonkraftwerk

Ein Balkonkraftwerk ist eine Mini-Solaranlage auf dem Balkon oder der Terrasse, die mit einem Stecker an das Stromnetz von Haus oder Wohnung angeschlossen wird. Andere Begriffe sind Mini-PV-Anlagen, Stecker-Solaranlagen oder auch Plug & Play Solaranlagen. Gemeint sind aber immer Solaranlagen, die meist nur aus einem oder zwei Solar-Paneelen bestehen, anhand derer der gewonnene Strom über eine Steckdose in das Hausstromnetz eingespeist wird. Sie sind nicht zu vergleichen mit den großen Photovoltaikanlagen, die auf Dächern verbaut werden. Balkonkraftwerke sind wesentlich kleiner, und leisten deutlich weniger Energie, können dafür aber von Mietern und Eigentümern relativ einfach installiert und betrieben werden. Trotzdem kann es nötig werden, dass beispielsweise Stromzähler neu installiert werden müssen oder ein Elektriker eine notwendige Wieland-Steckdose anbringen muss.

Wie funktionieren Balkonkraftwerke?

Ein Balkonkraftwerk besteht meist aus einem oder zwei Solarmodulen, die zusammen maximal 600 Watt Peak leisten dürfen, und einem Wechselrichter. Sind mehr Module in Verwendung, drosselt der Wechselrichter die Leistung auf maximal 600 Watt Peak. Die Solarmodule erzeugen aus Sonnenenergie Gleichstrom – der Wechselrichter wandelt ihn dann in Wechselstrom um. Der Strom kann so theoretisch sofort per Stecker in das Haus- oder Wohnungsnetz eingespeist werden.

Damit können dann Kühlschrank, Fernseher und Co. betrieben werden. Die verbrauchenden Geräte nutzen im Normalfall primär dann den erzeugten Sonnenstrom. Da der selbst produzierte Strom sofort verbraucht wird, steht der Stromzähler im besten Fall still. Erst wenn der Sonnenstrom nicht ausreichen sollte, wird wieder auf den normalen Netzstrom zurückgegriffen.

Kann jeder ein Balkonkraftwerk in Betrieb nehmen?

Seit 2017 darf im Prinzip jeder selber ein Balkonkraftwerk installieren. Die VDE-Norm 0100-551-1 erlaubt es ausdrücklich Laien, ein Balkonkraftwerk bis zu einer Leistung von 600 Watt Peak mit Wechselrichterleistung selbst anzuschließen. 

Mieter allerdings müssen die Installation auf dem Balkon oder der Terrasse mit ihrem Vermieter abklären. Wer in einem Mehrparteienhaus wohnt, muss die Wohnungseigentümergemeinschaft um Erlaubnis fragen. Es kann nämlich durchaus zu nötigen Umbauten am Haus kommen, die gegebenenfalls abgesprochen und erlaubt werden müssen. In erster Linie, wenn beispielsweise Löcher in die Fassade gebohrt oder andere Umbauarbeiten nötig sind, um das Balkonkraftwerk zu installieren.

Link-Tipp

Info: Der Vermieter baut eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach? So können Mieter davon profitieren.

Wie groß darf ein Balkonkraftwerk sein?

Zwei Männer tragen ein Solarmodul eines Balkonkraftwerks auf den Balkon, Foto: istock.com / Erdark
Zwei Männer tragen ein Solarmodul eines Balkonkraftwerks auf den Balkon. Foto: istock.com / Erdark

Die Leistungsgrenze für Balkonkraftwerke ist bei 600 Watt Peak Einspeiseleistung festgelegt. Damit soll eine Überlastung des Hausnetzes ausgeschlossen werden. Der Wechselrichter sorgt für die nötige Drosselung. So können theoretisch mehrere Sonnenmodule mit einer deutlich höheren Maximalleistung als 600 Watt Peak genutzt werden, ohne dass die tatsächliche eingespeiste Energie 600 Watt übersteigt. Das macht beispielsweise bei schlechten Wetterbedingungen Sinn. Vier Module liefern bei wenig Sonnenintensität dann immer noch genügend Watt, um Kühlschrank oder Fernseher ausreichend mit Strom zu versorgen. Bei kleiner dimensionierten Balkonkraftwerken würde in einem solchen Fall wieder Strom auf das Hausnetz bezogen werden.

Wie viel kostet ein Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk ist im Vergleich zu einer Photovoltaik-Anlage im Verhältnis günstig, liefert aber auch viel weniger Strom. Eine Anlage bis 300 Watt Peak kostet je nach Anbieter zwischen 500 und 1000 Euro.

Im Set inbegriffen ist meist das Anbaumaterial, ein Wechselrichter und ein sogenannter Wieland Stecker. Mit letzterem lässt sich der selbsterzeugte Strom in eine Steckdose im Haushalt einstöpseln. Oft werden die Solarmodule mit 25 oder 30 Jahren Garantie verkauft.

Welche Zusatzkosten entstehen bei einem Balkonkraftwerk?

Bei der Investition eines Balkonkraftwerks dürfen nicht lediglich der Einkaufspreis und die maximale Stromausbaute gegenübergestellt werden. Es gibt weitere Kostenpunkte, die beachtet werden müssen:

Aufbau

Die Anbieter werben damit, dass die Module von Laien angebaut werden können. Tatsächlich kann die Anlage oft nur effizient arbeiten, wenn sie optimal ausgerichtet wird. Das können im Zweifel Profis besser. Die Installation ohne Stromanschluss kann bis zu 1000 Euro kosten. Wer also nicht in der Lage ist, das Balkonkraftwert selbst optimal anzubringen, hat deutlich höhere Anschaffungskosten.

Wieland-Steckerbuchse

Die meisten Haushalte verfügen nicht über eine entsprechende Wieland-Steckerbuchse. Diese muss zwangsläufig von einem Elektroinstallateur installiert werden. Ist eine übliche Schuko-Steckdose bereits installiert, kann ein Elektroinstallateur ohne großen Aufwand eine Aufputz-Wieland-Steckdose anbringen und anschließen. Die Kosten samt Material sollten 100 Euro nicht übersteigen, die Stadt Freiburg fördert sie mit maximal 200 Euro.

Stromversorgung legen

Teurer wird es, sollte noch gar kein Stromanschluss auf dem Balkon oder der Terrasse vorhanden sein. Dann muss die Stromversorgung vom Stromkasten erst durch Mauerwerk und Fassadendämmung gelegt werden, bestenfalls in die Nähe des Balkonkraftwerks. Je nach Aufwand kann das durchaus 300 bis 1000 Euro kosten. Mieter oder Eigentümer in einer WEG müssen zusätzlich die Erlaubnis des Vermieters oder der WEG einholen.

Stromzähler

Das Einspeisen selbsterzeugten Stroms kann bei älteren Stromzählern zum Rückwärtslaufen führen. Das ist aber verboten, da so der Stromanbieter über den tatsächlichen Verbrauch getäuscht werden kann. Der Stromzähler muss durch den Vermieter oder durch den Netzbetreiber deswegen geprüft und gegebenenfalls auf einen Zähler mit Rücklaufsperre umgerüstet werden. Das kann je nach Anbieter zu unterschiedlichen Kosten führen. 50 bis100 Euro sollten aber einkalkuliert werden.

Wie viel Geld kann ich mit einem Balkonkraftwerk sparen?

Steigende Strompreise sorgen für eine immer weiterwachsende Rentabilität eines Balkonkraftwerks. Theoretisch amortisiert sich die Investition der Technik – ein Modul á 500 Euro – derzeit bereits nach knapp fünf Jahren, wenn man nur den Einkaufspreis und den aktuellen Strompreis gegenüberstellt.

Anfang 2022 lag der Strompreis für eine Kilowattstunde (kWh) bei 0,3619 Cent

  • Ein Modul á 275 kWh ergibt eine maximale Einsparung von 99,52 Euro pro Jahr.
  • Zwei Module á 550 kWh ergeben eine maximale Einsparung von 199,04 Euro pro Jahr.

 

Aber: Selbst wenn der Strompreis in Zukunft weiter steigt, wird es in der Praxis kaum gelingen, soviel Strom durch das Balkonkraftwerk ersetzen zu können. Dazu müssten immer über das gesamte Jahr optimale Wetterbedingungen herrschen. Das ist unwahrscheinlich. Zudem kommen weitere Kosten durch Handwerker hinzu, die das Balkonkraftwerk ordnungsgemäß aufbauen und anschließen.

Rechnet man den Anschaffungskosten und die Installationskosten zusammen, wird die Kostenbilanz schlechter. Wenn ein Balkonkraftwerk für 500 Euro samt Installation doch 2000 Euro kostet, amortisiert sich die Anlage bei aktuellem Strompreis nicht nach fünf sondern erst nach rund 20 Jahren.

Geht man davon aus, dass die Balkonkraftwerke sogar nur die Grundlast während der Sonnenzeit ausgleichen, ist die Zeit bis zur Amortisierung noch länger. Angesichts der Berechnungen stellt sich also schon die Frage, ob es sich wirklich lohnt, ein Balkonkraftwerk aufzubauen.

Welche Geräte kann ein Balkonkraftwerk betreiben

Ein Balkonkraftwerk darf maximal 600 Watt leisten. Damit können aber nur wenige haushaltsübliche Geräte unter Volllast betrieben werden. Eine Übersicht von Haushaltsgeräten und deren Verbrauch:

Watt in Betrieb je Gerät
GerätWatt in Betrieb
Föhn1500 bis 2000
Wäschetrocknerbis 3000
Mikrowelle800 bis 1000
Waschmaschine2000
Staubsaugerbis 2000
Kühlschrank120 bis 200
Spülmaschine2000
Wasserkocherbis 3000
Fernseher150
Wlan-Router10
Spielekonsole150
Soundanlage100 bis 200

 

Lediglich Internet, Kühlschrank, Fernseher und unter Umständen noch die Spielekonsole oder die Soundanlage könnten bei optimaler Wetterlage - also voller Produktion des Balkonkraftwerks – mit deinem Strom betrieben werden. Damit kann man Geld sparen, allerdings nur wenn man die Geräte auch am Tage nutzt.

Geräte im Standby

Anders sieht es für die Geräte aus, wenn sie im Standby sind.

Verbrauch im Standby je Gerät
GerätStandby-Watt
Stereoanlage15
Fernseher (LCD)14
Mini-Hifi-Anlage11
Computer, Monitor, Drucker10
Receiver10
Handy-Ladegerät5
Telefon3
Waschmaschine3
Mikrowelle2,5
Wlan10
Gesamt83,5 

 

Diese Geräte können alle problemlos parallel im Standby versorgt werden. Kühlschrank und Eisfach werden auch noch vom Balkonkraftwerk abgedeckt. Beim Verbrauch dieser Geräte spricht man oft von der Grundlast. Allerdings könnten die Geräte im Standby theoretisch fast immer komplett vom Netz gezogen werden.

Balkonkraftwerk aufbauen: Was ist zu beachten?

Bevor Mieter auf die Idee kommen, ein Balkonkraftwerk auf dem Balkon zu installieren, lohnt sich der Blick in den Mietvertrag und das Gespräch mit dem Vermieter. Es sollte von vorne rein Klarheit herrschen, ob das Anbringen des Geräts erlaubt ist.

Eigentümer einer Wohnung in einem Mehrparteienhaus sollten mit ihrer Eigentümergemeinschaft sprechen.

Viele Hersteller geben an, dass das oft als „Plug and Play“ bezeichnete Balkonkraftwerk sofort betriebsbereit ist. Das ist in den seltensten Fällen der Fall. Mieter und Eigentümer werden ohne Fachkenntnis spätestens beim Installieren der Wieland-Steckdose auf einen Elektrofachmann zurückgreifen müssen. Unter Umständen müssen neue Verkabelungen bis zum Sicherungskasten gelegt werden. Zudem muss der Stromzähler eine Rücklaufsperre haben oder es muss ein Zweirichtungszähler installiert werden. Die Umrüstung erfolgt meist durch den Netzbetreiber. Notwendig ist das, damit der Stromzähler nicht rückwärts läuft und man so theoretisch den tatsächlichen Stromverbrauch manipulieren könnte.

Richtigen Standort wählen

Ein Balkonkraftwerk am Geländer eines Balkons, Foto: iStock.com / balipadma
Ein Balkonkraftwerk, eine kleine Solaranlage für den Balkon, ist hier an einem Geländer angebracht. Foto: iStock.com / balipadma

Um ein Balkonkraftwerk optimal zu nutzen, wird ein Platz mit viel Sonneneinstrahlung benötigt. Perfekt ist ein möglichst schattenfreier Ort mit Südrichtung. Im Optimalfall wird mit einem 300 Watt Peak Mini-PV Solarmodul, dass nach Süden ausgerichtet ist und mit 30 Prozent Neigung schattenfrei installiert ist, etwa 300 kWh pro Jahr erzeugt.

Doch selbst bei schlechteren Bedingungen kann ein Balkonkraftwerk noch lohnen. Wer im Norden Deutschlands wohnt muss aufgrund des geringeren Sonnenwinkels im Vergleich zu Süddeutschland aber mit etwa 10 Prozent geringerer Stromausbeute rechnen. Dieser Effekt verstärkt sich im Winter standortunabhängig, weil die Sonnenintensivität drastisch abnimmt. Zudem sind im Winter die Tage kürzer. Das führt dazu, dass in den Morgen- und Abendstunden kaum Strom produziert wird, gerade dann aber der Verbrauch durch Licht, Spülmaschine, TV, Kochen, etc. am höchsten ist.

Praxis-Tipp

Um die Grundlast zu ermitteln, kann ein Energieverbrauchsmessgerät zwischen die Geräte gesteckt werden. So können einerseits so verstecke Verbraucher ausfindig gemacht werden, addiert man die Daten jedes Geräts kennt man die Grundlast. Im Durchschnitt summiert sich diese in Deutschland auf etwa 100 Euro pro Jahr pro Haushalt.

Balkonkraftwerk mit Batterie nutzen?

Es gibt mittlerweile Anbieter, die Balkonkraftwerk mit einer Batterie zusammen anbieten. Diese Kombiangebote sind jedoch oft deutlich teurer in der Anschaffung und funktionieren nur in der Theorie effektiv. Da ein Balkonkraftwerk schlicht zu klein ist im Gegensatz zu einer Photovoltaik-Anlage, deswegen nur die Grundlast decken kann und nur an wenigen Tagen pro Jahr überschüssigen Strom produziert, um parallel eine Batterie zu laden, ist der Effekt in der Praxis bei Null. Die Amortisierung ist innerhalb von 30 Jahren kaum zu erreichen. Danach ist aber oft die Garantie der Geräte ausgelaufen und müssen unter Umständen ersetzt werden.

Gibt es Förderungen für ein Balkonkraftwerk?

Noch gibt es keine bundesweite Förderung speziell für Balkonkraftwerke. Es gibt aber unterschiedliche Programme, von denen man bei einem Balkonkraftwerk profitieren kann.

Regionale Förderungen

Es gibt regionale Programme, die Mieter und Eigentümer beim Balkonkraftwerk fördern. Vorreiter ist die Stadt Freiburg, die beispielsweise pauschal die Anschlusskosten eines nötigen Wieland Steckers mit bis zu 200 Euro bezuschusst. Düsseldorf schießt sogar bis zu 500 Euro für ein Balkonkraftwerk zu. Andere Städte wie Braunschweig haben für das Jahr 2022 allerdings die Förderung gestoppt, weil der Fördertopf bereits ausgeschöpft ist.

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Experten-Tipp

Ob regionale oder kommunale Programme dein Balkonkraftwerk fördern, erfährst du auf der jeweiligen Internetseite. Alternativ kannst du auch hier nach einem Förderprogramm suchen.

EEG-Einspeisevergütung
Was für große Photovoltaik-Anlagen funktioniert, gilt in der Theorie auch für die kleinen Balkonkraftwerke. Über die EEG-Einspeisevergütung könnten Besitzer von neuen Balkonkraftwerken theoretisch für 20 Jahre Geld verdienen. Nicht genutzter Strom würde bei Anlagen bis 1000 Wp (dazu zählen alle Balkonkraftwerke) mit 6,53 Cent je eingespeister Kilowattstunde (Stand April 2022) vergütet. 100 Kilowattstunden Einspeisung würden also 6,53 Euro entsprechen. Ein 600 Wp kann in den hiesigen Längengraden im Optimalfall 600 kWh erzeugen, was somit einer Vergütung von etwa 40 Euro pro Jahr ausmacht.   

 

Der Wert der Vergütung sinkt zudem von Jahr zu Jahr drastisch, weshalb die EEG-Einspeisevergütung immer weniger rentabel wird, desto später es errichtet wird (Degression). Januar 2018 erhielten Besitzer noch über 12 Cent je Kilowattstunde für 20 Jahre für ein neues Solarkraftwerk. Auch deswegen steht der Aufwand, ein Balkonkraftwerk zu installieren und zu betreiben, um über die EEG-Einspeisevergütung Strom zu verkaufen, in keinem wirtschaftlichen Verhältnis mehr. Das Verbrauchen des eigenen Stroms ist mittlerweile günstiger als ihn zu verkaufen.

Muss ich ein Balkonkraftwerk anmelden?

Grundsätzlich sind Balkonsolaranlagen ab 600 Watt meldepflichtig. Ist ein Balkonkraftwerk mittels Stecker installiert, muss es beim Netzbetreiber und beim Marktstammdatenregister offiziell angemeldet werden.

Netzbetreiber

Ansprechpartner sind hier entweder die örtlichen Stadtwerke oder der Energieversorger. Sollte unklar sein, wer der Ansprechpartner ist, reicht in der Regel ein Blick auf die Stromrechnung. Dort ist die Codenummer des Netzbetreibers oder des Messstellenbetreibers angegeben. Dieser 13-stellige Code kann in der „BDEW Datenbank“ abgefragt werden.

Marktstammdatenregister

Die Anmeldung eines Balkonkraftwerks im Marktstammdatenregister wird auf der Registrierungsseite für Stromerzeugungsgeräte der Bundesnetzagentur vorgenommen. Das dauert etwa 10 bis 20 Minuten. Zur Anmeldung beim Marktstammdatenregister.

Was passiert, wenn ich mein Balkonkraftwerk nicht anmelde?

Wurde das Balkonkraftwerk vor Inbetriebnahme nicht angemeldet, könnte theoretisch ein Bußgeld nach § 21 (MaStRV) verhängt werden. Es droht demnach mindestens ein Bußgeld sowie der Verlust der EEG-Vergütung, wenn sie denn beantragt werden sollte.

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Wann rechnet sich ein Balkonkraftwerk?

Die bloßen Anschaffungskosten können bei theoretischer Vollauslastung in fünf Jahren amortisiert sein. Doch ist das ist in der Praxis äußerst unwahrscheinlich, weil die meisten Haushalte abends am meisten Strom verbrauchen, wenn die Balkonkraftwerke gerade aufgrund fehlender Sonneneinstrahlung nicht in Volllast laufen oder gar nicht mehr produzieren. Außerdem ist es nicht damit getan, die Mini-Solaranlage einfach anzustecken, sondern es sind oft Umrüstungen von Stromzählern oder Installationen von Steckdosen nötig.

Dann eignet sich ein Balkonkraftwerk für dich

  • Du bist tagsüber oft zuhause
  • Du wohnst in Gebieten mit durchschnittlich vielen Sonnenstunden
  • Du hast die Möglichkeit, das Balkonkrafwerk optimal auszurichten
  • Du bist Elektrofachmann und kannst die meisten Installationsarbeiten selber durchführen, um Geld einzusparen

Dann eignet sich das Balkonkraftwerk nicht

  • Du musst viele Dinge von Handwerkern übernehmen lassen
  • Du bist tagsüber meist nicht zuhause und verbrauchst meistens in den Abendstunden Strom
  • Du hast keinen optimalen Platz Richtung Süden
  • Du wohnst in einem Gebiet mit wenig Sonnenstunden.
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Kilian Treß22.04.2022

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16 Kommentare

Norbert am 22.05.2023 12:46

Grundsätzlich sehr informativ.

Bei der Liste der Verbräuche von Elektrogeräten im Standby sind bei relativ modernen Geräten von deutlich geringeren Werte aus zu gehen. (Öko-Design-Richtlinie) So verbrauch mein LCD-Fernseher im Standby nur gemessene 0,1W (und der hat schon etliche Jahre am Buckel) und durch Konfiguration im Einstell-Menü lassen sich auch deutliche Einsparungen gegenüber der Werkseinstellung erzielen.

Soweit ich weis sind auch die maximalen Verbräche von Staubsaugern inzwischen gesetzlich begrenzt.

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Molle am 22.05.2023 11:46

Die Nutzung einer Batterie könnte durchaus sinnvoll sein, wenn die Batteriespeicherung vor dem Wechselrichter stattfindet. Die Einspeiseleistung wird vom Wechselrichter auf 600W begrenzt. Die Solarleistung selbst ist nicht begrenzt. Durch Einsatz von ausreichender Solarleistung kann ein Überschuss in Bezug auf die eingespeisten 600W erzeugt werden, der dann in der Batterie gespeichert wird. So besteht die Möglichkeit die zulässigen 600W 24 Stunden täglich einzuspeisen. Das könnte dann theoretisch 14,4 kWh pro Tag bzw 5250 kWh pro Jahr ausmachen, so die Solarleistung hoch dimensioniert ist. Da kommen dann schon ein paar tausend Euro im Jahr zusammen.

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Molle am 22.05.2023 13:34

Ergänzung: Voraussetzung wäre in diesem Falle allerdings eine Rückmeldung des Zählers an den Wechselrichter, um ein Energiemanagement zu ermöglichen. Kurz gefasst: bei Rückspeisung wird die Einspeisung des Wechselrichters gedrosselt.

HerrKausHH am 26.04.2023 13:03

Seit 1/2023 entfällt die MwSt auf die Module und das Zubehör. Die Preise sind deutlich gefallen, 2 große Module mit bis zu 840 W und 600 W Wechselrichter sind bereits ab 500 € erhältlich. Laut VDE Pressemitteilung ist geplant, die Wechselrichterleistung auf 800 W anzuheben und auch alte Zähler die rückwäts laufen bis 2030 zu dulden, da dann alle Zähler vom Netz betreiber gegen Smartzähler ausgetauscht sein müssen. Auch soll der Anschluss an eine normale Steckdose generell möglich werden.

Der Begriff Balkonkraftwerk ist vielleicht etwas irreführend, da die meisten Module für Balkone eher zu groß sind. Sinnvoll wäre eher eine Aufstellung auf einem Flachdach oder im Garten wenn es keine Verschattung gibt. Dann kann sich solch eine Anlage bei Gesamtkosten von 700 € schon nach 2,7-3 Jahren amortisieren.

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Wade71 am 25.04.2023 12:47

Naja, stimmt nur bedingt. Ein Wieland wird oft empfohlen, eine Standardsteckdose reicht aber aus. Wer Platz und eine Außensteckdose hat, kann schon einfach loslegen. Wer getrennte Stromkreise hat (privat / Gemeinschaft) kann mehrfach anschließen. Ist eine persönliche Rechenaufgabe. Zumindest bei Eigentümern, bei Mietern wird es vielleicht schwieriger, da oft nur Balkon oder Parzelle.

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immowelt Redaktion am 25.04.2023 14:41

Hallo Wade,

aus technischer Sicht ist es möglich, ein Balkonkraftwerk ohne die spezielle Wielandsteckdose zu betreiben. Es gibt in Deutschland jedoch Vorschriften, die besagen, dass für die Installation eines Balkonkraftwerkes eine entsprechende Einspeisesteckdose erforderlich ist. Diese Dose muss von einer ausgebildeten Elektrofachkraft installiert werden und eine separate Stromversorgung haben. Bitte verstehen Sie: Wir können in diesem Ratgeber keine Ratschläge geben, die dem Gesetz widersprechen.

Beste Grüße

die immowelt Redaktion

Anja am 14.01.2023 14:44

Die Informationen sind mittlerweile nicht mehr aktuell. Wäre schön, es zu aktualisieren.

(Stichworte: Wielandstecker, USt)

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Jackson am 07.02.2023 15:50

Anjas Anmerkung ist korrekt.

Nach Überarbeitung der E DIN VDE 0100-551 VDE 0100-551:2018-12 wird der Anschluss an eine Wieland-Steckdose zwar empfohlen, aber der Betrieb an einer Schuko-Steckdose ist erlaubt und bedenkenlos möglich, wenn der Wechselrichter über einen NA-Schutz verfügt.

Alois von Simmern am 19.11.2022 13:37

Übersichtliche und gute kompakte Darstellung für einen ersten Überblick. Der Artikel ist für neutral gehalten, es ist kein pro oder kontra für eine Mini-Solar-Anlage. Aufgrund Ihrer Ausführungen kann ich jetzt Angebote besser vergleichen und auch im Internet weiter recherchieren. Ich werde noch püfen, ob eine Eigentümergemeinschaft die Installation einer Mini-Solar-Anlage aufgrund baulicher Veränderungen einem Miteigentümer mit entsprechender Mehrheit untersagen kann.

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Hans am 08.11.2022 15:25

Sehr positive Darstellung der ich nur zustimmen kann!

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Tobias am 04.11.2022 21:58

Vielen Dank für den ausführlichen Artikel.

Alte Stromzähler werden soweit ich weiß vom Netzbetreiber kostenfrei ausgetauscht, weil diese in naher Zukunft eh Pflicht sein werden (Info von der Verbraucherzentrale).

Ihr schreibt "Ein Modul á 275 kWh ergibt eine maximale Einsparung von 99,52 Euro pro Jahr. " Woher kommen die 275 kWh? Worauf beruft ihr euch? Wäre schön, wenn Ihr euch auch auf den ökologischen, und nicht nur auf den wirtschaftlichen Aspekt bezogen hättet. Ich denke mittlerweile ist der ökonische Aspekt nicht mehr auszulassen, damit Deutschland klimaneutral wird.

Schöne Grüße

auf Kommentar antworten

Wade71 am 25.04.2023 13:09

Der Artikel ist aus heutiger Sicht schon ziemlich schlecht. Die Ausrichtung sollte sich nach den individuellen Bedarfen richten. Habe ich zwei Module, kann ich z.B. Ost/West jeweils 45 Grad beschattungsfrei ausrichten (wenn die Möglichkeit, z.B. im Garten besteht). In den nächsten 10 Jahren sind sogenannte "Smart Meter" eh Pflicht, da kommt keiner drum rum. Allerdings wird dies mit Sicherheit nicht der Versorger, sondern der Nutzer bezahlen. Wir sind doch immer die Dummen. Der Austausch an sich ist dann kostenlos, dafür steigt der Grundbetrag. Die Frage der Kontrollmöglichkeiten stelle ich jetzt mal nicht. Wenn der Zähler dann Mittags mal ne halbe Stunde Rückwärts drehen sollte: Who cares ?


redaktion.immowelt.de am 07.11.2022 10:47

Hallo Tobias,

die 275 kWh beziehen sich auf gängige Module, die man erwerben und auf dem Balkon nutzen kann.

Das ein eigenes Balkonkraftwerk ökologischer ist als herkömmliche Methoden ist völlig richtig. Allerdings können sie aufgrund der Sicherheitsvorschriften keine größeren Anlagen als insgesamt 600 Watt Peak auf dem Balkon nutzen. Sie kommen also nicht drumherum, auf den Netzstrom zurückzugreifen, weil das Balkonkraftwerk nicht ausreichen wird, um alle Verbraucher zu betreiben. Vor allem ab den Abendstunden.

Die neuen Stromzähler müssen eine Rücklaufsperre haben oder es muss ein Zweirichtungszähler sein. Weil es sich also um atypische Zähler handelt, wird der Versorger hier wohl Geld verlangen dürfen.

Beste Grüße

theo am 11.10.2022 23:50

Ich fühle mich gut informiert.

auf Kommentar antworten

Astrid am 06.09.2022 22:35

Warum darf ich für den Eigenbedarf nicht mehr Strom produzieren?

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J. Hauptmann am 31.08.2022 22:16

Wäre schön eine Zeit zu erleben, in der Strom ct/kWh 0,3619 kostet!

Im Text : "Balkonkraftwerk – wichtige Begriffe kurz erklärt...

...Eine Kilowattstunde kostete im Januar 2022 im Schnitt 0,3619 Cent...

auf Kommentar antworten

Harald Wehking am 22.08.2022 20:21

Ich fühle mich durch Ihren Artikel ausgezeichnet informiert! Der Hinweis eines Kritikers auf „schlechte Beratung und Falschaussagen „ ist wegen Fehlens jeglicher Begründung substanzlos und für mich nicht begreiflich.

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herbert giptner am 02.05.2022 17:59

Sehr schlechte Beratung, die mit einigen Falschaussagen glänzt. Eher eine altbekannte Beratungsstrategie, um Balkonkraftwerke zu verhindern. Das sollte heute in dieser Form nicht mehr vorkommen, wirft es doch ei insgesamt schlechtes Bild auf Immowelt.

auf Kommentar antworten

redaktion.immowelt.de am 03.05.2022 14:30

Hallo Herr Giptner,

es ist ein Text weder für noch gegen Balkonkraftwerke, sondern ein Text, der informieren soll, wie sie funktionieren und wie hoch die Anschaffungskosten sind. Hinweise nehmen wir gerne entgegen.

Beste Grüße

immowelt


Daniel am 19.09.2022 16:33

Wenn ich den Artikel auf Immowelt mit diesem hier vergleiche efahrer.chip.de/news/ein-solarmodul-am-balkon-was-bringt-das-wirklich_108098 – der technisch schon deutlich detailierter und kompetenter daher kommt, dann ergibt sich schon ein wesentlich vorteilhafteres Bild für Balkon-Solaranlagen, oder?

MarkusInHamburg am 02.05.2022 15:20

Das Balkonkraftwerk erzeugt ja nur Wechselstrom (und keinen Drehstrom), der auf einer der drei Phasen des Hausnetzes eingespeist wird.

Sehe ich es richtig, dass dann nur Stromverbraucher den Balkonstrom nutzen können, die auf derselben Phase liegen? Damit sind 2/3 der Verbraucher außen vor oder es muss das Hausnetz so geändert werden, dass die wichtigen Verbraucher (z. B. Kühlschrank) auf derselben Phase liegen wie das Balkonkraftwerk.

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Daniel am 19.09.2022 17:02

scheint keine Rolle zu spielen, vgl. solarblitz.blogspot.com/2018/08/einspeisung-auf-einer-oder-3-phasen.html


ChilledOrange am 27.06.2022 12:14

Kommt auf deinen Zähler an, aber die meisten sind saldierend. Das bedeutet es werden die Ströme aller drei Phasen mit einbezogen...


Walter am 02.05.2022 16:31

Markus das siehst du vollkommen richtig und dein Hinweis ist daher ganz wichtig.


Walter am 02.05.2022 16:32

Markus das siehst du vollkommen richtig und dein Hinweis ist daher ganz wichtig.

Dr. Klaus-Jürgen Schmidt am 28.04.2022 18:13

Leider fehlt der deutliche Hinweis, dass in einer Mietwohnung die ausdrückliche schriftliche

Zustimmung des/der Vermieter vorliegen muß !

Es drohen sonst gerichtliche Verfahren und kostenpflichtiger Rückbau.

Der Artikel führt Verbraucher in die Irre und in rechtliche Schwierigkeiten!

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immowelt Redaktion am 02.05.2022 16:39

Hallo Herr Dr. Schmidt,

im Text haben wir bereits darauf hingewiesen, dass der Mieter seinem Vermieter um die Erlaubnis fragen muss. Allerdings hat ein Amtsgericht dies auch schon ganz anders bewertet. Das Amtsgericht Stuttgart hatte die Klage einer Vermieterin auf Rückbau eines Balkonkraftwerks wegen Betreibens ohne Einwilligung sogar zurückgewiesen (Aktenzeichen 37 C 2283/20).

Beste Grüße

immowelt Redaktion

Gerd Juhre am 28.04.2022 13:08

Sehr hilfreich.

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