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Eigenheim in Raten: Lassen sich durch Mietkauf Haus oder Wohnung finanzieren oder ist die alternative zur klassischen Baufinanzierung ein Risiko? immowelt klärt Fragen zum Ablauf von Mietkauf, Eigenkapital und Vor- und Nachteilen.
Beim Mietkauf vereinbaren Mietkäufer und Verkäufer eine Kaufsumme, die der Käufer über einen bestimmten Zeitraum anteilig zusammen mit seiner monatlichen Mietzahlung abstottert. Am Ende der vereinbarten Frist zum Mietkauf zahlt er den Restbetrag oder nimmt ein Darlehen bei der Bank dafür. Nach Zahlung der kompletten Kaufsumme wird der Mietkäufer der Eigentümer von Haus oder Wohnung.
Zu Beginn des Mietkaufs zahlen Mietkäufer für das Haus oder die Wohnung manchmal eine Anzahlung. Die Höhe variiert - bis zu 20 Prozent der Kaufsumme werden fällig. Mit den monatlichen Mietzahlungen, die beim Mietkauf teilweise auf den Kaufpreis angerechnet werden, leisten sie weiter Anzahlung auf ihre künftige Wohnung oder ihr künftiges Haus. Die Miete setzt sich also aus Mietzins und dem Anzahlungsbeitrag zusammen. Mit Ablauf der vereinbarten Mietlaufzeit, meist zwischen zehn und 25 Jahre, wird dann die Restschuld fällig.
Das Modell Mietkauf ist vor allem für junge Familien mit wenig Eigenkapital und Selbstständige, die kein Darlehen von der Bank bekommen, interessant. Mietkäufer ohne Eigenkapital können manchmal auch für die Anzahlung eine Ratenzahlung vereinbaren.
Mietkauf ist ein Ratenkauf, denn bei Abschluss des Mietkaufvertrags steht noch nicht fest, dass der Immobilienkauf schlussendlich wirklich stattfindet.
Entscheidet der Mietkäufer sich am Ende der vereinbarten Laufzeit gegen den Kauf, erhält er seine geleisteten Anzahlungen zurück – zumindest, wenn das vertraglich so geregelt wurde.
Beim Modell Optionskauf ist der Kauf der Immobilie eine Option, während beim Mietkauf der Erwerb von Haus oder Wohnung von vornherein beabsichtigt ist. Der Interessent entscheidet sich also erst nach einer gewissen Zeit und nicht schon bei Vertragsunterzeichnung, ob er die Immobilie kaufen möchte.
Neben Vorteilen, wie dem Abstottern des Kaufbetrages, gibt es beim Mietkauf auch Nachteile und Risiken. Mietkäufer sollten daher sehr genau abwägen und ihre eigene finanzielle Situation genau einschätzen.
Nichtsdestotrotz sollten Mietkäufer nicht leichtsinnig einen Mietkaufvertrag unterschreiben. „Entscheidend ist letztlich, welcher Teil der Miete zur Hausfinanzierung angesetzt wird und ob die Miete angemessen ist. Denn bei Optionsmodellen wird sie oftmals viel zu hoch angesetzt“, erklärt Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes.
Neben oftmals zu hoher Miete gibt es beim Mietkauf weitere Nachteile:
Wer trotz der Risiken über Mietkauf nachdenkt, sollte an die Immobilie die gleichen Anforderungen stellen, wie beim regulären Erwerb, rät Simone Woldt, Leiterin der Verbraucherzentralen-Beratungsstelle Aue. Das bedeutet: Vor Unterzeichnung des Mietkaufvertrags sollten Mietkäufer ein Gutachten über Sanierungsbedarf, etwaige Mängel und den allgemeinen Zustand des Objekts einholen. Die monatlichen Mietzahlungen sowie der Restkaufpreis sollten dem ermittelten Wert entsprechen.
Außerdem ist für den Mietkauf wichtig:
„Auf jeden Fall sollten die Konditionen des Mietkaufs mit den Finanzierungsmöglichkeiten von Sparkassen und Banken verglichen werden“, erklärt Ulrich Ropertz. „Daneben sind auch steuerliche Fragen zu berücksichtigen oder die Frage, ob für das Mietkaufmodell öffentliche Fördermittel in Anspruch genommen werden können, wie es besonders für junge Familien beim klassischen Hauskauf häufig möglich ist.“
Allgemein sollte das Verhältnis zwischen Eigenkapital, Mietzahlungen, Kaufpreis und Laufzeit angemessen sein. Dazu ist eine genaue Analyse des finanziellen Spielraums und der Lebensplanung vor dem Mietkauf sinnvoll. Mietkäufer finden Ansprechpartner hierfür zum Beispiel bei Verbraucherzentralen.
Ein Mietkaufvertrag besteht aus zwei Teilen: dem Mietvertrag und dem Kaufvertrag. Insbesondere der Kaufvertrag sollte noch vor Unterzeichnung des Mietvertrags überprüft werden. Der Mietkaufvertrag sollte neben den üblichen Inhalten auch spezifische Punkte beinhalten. Notar Christian Salzig aus Dresden nennt hier die wichtigsten Klauseln:
Achtung: Ein Immobilienkauf geht nicht ohne Notar. Das ist auch bei einem Mietkauf so. Deswegen muss der Notar sowohl den Miet- als auch den Kaufvertrag beurkunden, da beide ansonsten nichtig sind.
Ein Mietkauf rentiert sich vor allem dann, wenn ein möglichst großer Anteil der Miete auf den Kaufpreis angerechnet wird.
Beispiel: Die Kaufsumme für eine Immobilie beträgt 400.000 Euro. Der Käufer bringt 20 Prozent Eigenkapital in Höhe von 80.000 Euro mit. Die monatliche Belastung beläuft sich auf 1.300 Euro, wobei sich die Summe beim Mietkauf aus dem Mietzins von 900 Euro und einer monatlichen Anzahlung auf die Kaufsumme von 300 Euro zusammensetzt.
Mietkauf | Darlehen | |
Finanzierungsbetrag | 320.000 Euro | 320.000 Euro |
Sollzinssatz (Sollzinsbildung 10 Jahre) | - | 3 Prozent |
Tilgungsrate | 300 Euro (gesamt 1.300 Euro) | 1.300 Euro |
Restschuld (nach 10 Jahren) | 284.000 Euro | 250.129 Euro |
Bei gleichbleibendem Sollzins für das Darlehen ist der Kredit nach 26 Jahren und elf Monaten abbezahlt. Nimmt der Mietkäufer im Anschluss an die Mietkauflaufzeit einen Kredit zu den gleichen Konditionen für die Restsumme auf, hat er die Immobilie nach 32 Jahren und elf Monaten abbezahlt. Die Gesamtkosten belaufen sich bei der Direktfinanzierung auf etwa 526.560 Euro und beim Mietkauf auf rund 585.653 Euro.
In diesem Falle hätte sich ein Mietkauf im Vergleich zur Direktfinanzierung also nicht gelohnt. Mietkäufer müssen sehr genau kalkulieren, damit aus ihrem Traum vom Eigenheim kein finanzielles Minusgeschäft wird.
Tipp: Um das zu verhindern, sollten Mietkäufer vertraglich festlegen, dass auf den Kaufpreis der höchstmögliche Anteil der Miete angerechnet wird. Beträgt dieser Anteil nur ein Drittel oder die Hälfte der Miete, besteht kaum eine Chance, die Immobilie innerhalb der vereinbarten Frist ohne anschließende Aufnahme eines Darlehens abzuzahlen. Am Ende der Mietzeit sollte der Mietkäufer mindestens 80 Prozent des Kaufpreises angezahlt haben. Beispielsweise sollte bei einem Kaufpreis von 100.000 Euro der Restkaufpreis nicht höher als 20.000 Euro sein. Ansonsten nehmen Mietkäufer finanzielle Verluste in Kauf. Diejenigen, die Eigenkapital von 20 bis 30 Prozent mitbringen, sollten auf keinen Fall einen Mietkauf in Betracht ziehen. In dieser Ausgangsposition erweist sich ein Annuitätendarlehen um einiges rentabler und als weniger riskant.
Regine Curth16.12.2022Nicole am 02.05.2021 21:03
Wo findet man Angebote zum Mietkauf, schaue seit längerem, aber bin bisher nicht fündig geworden.
auf Kommentar antwortenAnon am 23.04.2021 13:47
Wer sich für Mietkauf interessiert hat selten "ausreichende "für Bank - u Finanzinstitute vorhandene finanzielle Mittel. Weshalb also verweigern sich ausgerechnet diese in moderater Finanzierung?Ansich eine Überraschung; bedenkt man welche Mietsumme der selbe Kunde XYZ innerhalb v 25 J ohne Restzahlg aufzunehmen, als reguläre Miete( zzgl Steigerungen) einzahlt/ ableistet!! Siehe obige Beispielrechng. Leider in den Wind geschossen. Wie schön könnte die Regierung diesbezgl auch den weniger Solventen ( Rentner, Geringverdiener-/ AL ) die Möglichkeit eröffnen sich ein sicheres Heim zu ermöglichen!! Frage: weshalb regulieren wir dies nicht? Antwort: weil Abgeordnete u Richter zumeist selbst auch Vermieter, u somit Nutznießer d Gesetzte zu Ungunsten (ihrer) aller Mieter sind.
auf Kommentar antwortenMuhhackl am 20.07.2021 17:50
Danke
Sams am 02.04.2021 11:09
Wenn es zum Mietkauf kommt, wer muß die Steuer und Versicherung für das Obiekt übernehmen?
auf Kommentar antwortenimmowelt redaktion am 07.04.2021 09:56
Hallo Sams,
die Kosten für Steuer und Versicherung trägt der Eigentümer.
Bitte haben Sie aber Verständnis, dass wir keine rechtsgültigen Einschätzungen vornehmen können oder dürfen.
Beste Grüße
immowelt Redaktion
Odin am 31.03.2018 17:40
Mietkauf ist nichts für gutgläubige Menschen es ist wichtig sich von kompetenten Personen beraten zu lassen
auf Kommentar antwortenBert am 20.10.2016 11:01
Klasse Informationen, aber ich bin nicht sicher ob sich das in der aktuellen Niedrigzinsphase lohnt. Was meint ihr?
auf Kommentar antwortenDie immowelt Redaktion verfügt über ein breites Immobilienwissen und bietet den Lesern sorgfältig recherchierte Informationen in hilfreichen Ratgebertexten. Der Anspruch der immowelt Experten ist es, komplexe Sachverhalte möglichst einfach wiederzugeben. Sämtliche Inhalte werden regelmäßig überprüft und verlässlich aktualisiert. Die immowelt Redaktion kann und darf keine rechtsgültige Beratung leisten. Für rechtsverbindliche Auskünfte empfehlen wir stets den Rat eines Fachanwalts, Eigentümer- oder Mieterverbands einzuholen.