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Mit der Leibrente können Immobilienbesitzer ihre Rente aufbessern. Das ist oft komfortabler, als die Immobilie komplett zu verkaufen und umzuziehen, weil man bis Lebensende darin weiter wohnen kann. Dennoch gilt es Vor- und Nachteile zu beachten.
Bei der Leibrente wird das Eigentum der Immobilie auf einen neuen Eigentümer übertragen, der Alteigentümer kann die Immobilie aber weiterhin bis an sein Lebensende bewohnen und auch vermieten. Der Käufer zahlt für die Immobilie allerdings keinen Kaufpreis, sondern verspricht dem Voreigentümer in den meisten Fällen eine lebenslange monatliche Rentenzahlung in Form einer Leibrente. Es kann auch vertraglich vereinbart werden, dass der Leibrentenempfänger einen Teil des Betrags als Einmalzahlung und anschließend eine entsprechend geringere Leibrente erhält. Es sind unterschiedliche Modelle möglich. In Deutschland finden sich die gesetzlichen Regelungen zur Leibrente im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB; § 759ff).
Eine Leibrente ist eine Art Rentenvertrag, bei dem der Rentenempfänger seine Immobilie verkauft und im Gegenzug eine einmalige Zahlung oder eine Reihe von Zahlungen während einer bestimmten Zeit erhält. Hier sind einige mögliche Vorteile und Nachteile einer Leibrente:
Vorteile | Nachteile |
Sicherheit: Eine Leibrente bietet eine lebenslange Einkommensquelle, die unabhängig von Marktschwankungen oder anderen externen Faktoren ist. | Kosten: Leibrenten können in der Regel teurer sein als andere Rentenprodukte, da sie eine lebenslange Rente garantieren. |
Flexibilität: Es gibt verschiedene Arten von Leibrenten, die sich je nach den Bedürfnissen und Zielen des Rentenempfängers unterscheiden können. Zum Beispiel kann die Leibrente an die Inflation gekoppelt oder eine Mindestrente garantiert werden. | Mögliche Nachteile bei Übertragbarkeit: Die Möglichkeiten die Leibrente weiterzugeben können beschränkt sein. |
Steuersparmöglichkeiten: In einigen Fällen können Leibrenten steuerlich begünstigt sein, was dazu beitragen kann, die Steuerlast zu verringern. | Kein Erbe: Die Immobilie kann nicht mehr vererbt werden, weil sie bereits den Besitzer gewechselt hat. Wurde eine Rentengarantiezeit festgelegt, erhalten die Erben aber zumindest die verbleibenden Zahlungen bei frühzeitigem Tod des Verkäufers. |
Wohnrecht: Der Verkäufer erhält lebenslanges Wohnrecht. | Wohnrecht erlischt sofort, auch bei frühzeitigem Tod. |
Finanzielle Vorteile bei überdurchschnittlich langer Lebenszeit. Weil die Zahlungen an die statistische Lebenszeit geknüpft sind. | Mögliche Verluste bei vorzeitigem Tod: Wenn der Rentenempfänger stirbt, bevor die vereinbarte Zahlungsfrist abgelaufen ist, können viele Zahlungen verloren gehen. |
Die Leibrente bezahlt der Käufer der Immobilie. Letztlich kannst du entscheiden, ob du deine Immobilie an einen privaten oder einen gewerblichen Anbieter verkaufst. Ähnlich wie beim Teilverkauf haben sich Firmen auf die Leibrente spezialisiert, die dir einige Vorteile bieten. Beispielsweise kommen in regelmäßigen Abständen Techniker, die die Immobile inspizieren und kleine Mängel beheben. Größere werden nach Absprache mit dir von einem Handwerker durchgeführt.
Da sich die Höhe der Leibrente auch an den zu erwartenden verbleibenden Lebensjahren orientiert, ist es meist erst möglich, im Rentenalter, also ab Mitte 60 oder Anfang 70, diese Option zu wählen. Viele Anbieter haben ein recht hohes Mindestalter für die Leibrente festgelegt.
Besonders geeignet ist die Leibrente für Immobilienbesitzer:
Üblicherweise sollte die Immobilie schuldenfrei sein, wenn sie verrentet wird. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, eine Restschuld mit einer Einmalzahlung am Anfang der Verrentung zu begleichen – je nach Höhe der Restschuld fällt dann die monatliche Leibrente allerdings geringer aus.
Die Höhe der Leibrente hängt vom Alter des Eigentümers und damit von seiner statistischen Restlebenserwartung ab. Wer sein Eigenheim mit 65 Jahren verrentet, erhält eine geringere Leibrente als jemand, der dies im Alter von 75 Jahren tut. Zugrunde liegt die Sterbetafel des Statistischen Bundesamts.
Weitere Faktoren für die Höhe der Leibrente sind:
Eine vereinfachte Formel, um die Leibrente zu berechnen lautet:
Wert der Immobilie (abzüglich eines Risikoabschlags) – Wert des lebenslangen Wohnrechts = Betrag, den der Leibrentner bekommt
Während du den Wert der Immobilie kostenlos bei immowelt checken lassen kannst, ist der Rest schwerer zu berechnen, weil er sogar an aktuelle Zinsen gekoppelt ist. Je nach Größe und deinem Lebensalter sind aber einige hundert Euro bis mehrere tausend Euro im monatlich möglich.
Die immowelt Price Map zeigt deutschlandweit die durchschnittlichen Preise und in den 14 größten Städten die Preise sogar punktgenau* für eine bestimmte Adresse.
* Soweit Daten für diese Adresse vorhanden sind, ansonsten erfolgt die Preisbestimmung durch Schätzwerte.
Einen Teil der Leibrente musst du wie das Einkommen versteuern, den sogenannten Ertragsanteil. Da sich die Leibrente nach dem Alter des Leibrentners zu Rentenbeginn richtet, ist sie umso niedriger, je älter der Steuerpflichtige bei Rentenbeginn war.
Beim Renteneintritt mit 65 Jahren liegt der Steuersatz auf dem Ertragsanteil bei 18 Prozent, bei 67 Jahren bei 17 Prozent. Wer schon mit 55 in Rente geht, muss beispielsweise 26 Prozent Steuern auf den Ertrag zahlen.
Die Höhe je Alter lässt sich in der Tabelle im Einkommensteuergesetz Paragraf 22 Nr. 1, Satz 3a bb entnehmen. Gar keine oder eine nur sehr geringe Steuer fällt an, wenn das Einkommen insgesamt niedrig ist.
Eine Leibrente kann aber auch innerhalb der Familie geregelt werden: Die Immobilie wird dann noch zu Lebzeiten an die Kinder oder andere Angehörige übergeben, die im Gegenzug eine monatliche Leibrente zahlen. Vorteil: Es fällt keine Schenkungssteuer an, solange der Freibetrag von 400.000 nicht überschritten wird. Das kann ein Modell sein, um bei der ab 2023 höheren Erbschaftssteuer Geld zu sparen.
Wie viel Erbschaftssteuer du zahlen müsstest, findest du schnell und einfach mit dem Erbschaftssteuerrechner heraus:
Wenn der Leibrentenempfänger stirbt, muss auch keine Leibrente mehr gezahlt werden. Wurde jedoch im Vertrag eine bestimmte Laufzeit der Rente vereinbart, muss der Käufer gegebenenfalls weiter eine Rente an die Erben leisten.
Beim Vertrag für eine Leibrente sollten Interessierte auf folgende Aspekte achten, um keine Nachteile in Kauf zu nehmen:
Da die Immobilie die einzige Sicherheit ist, die die Anbieter von Leibrenten haben und eine anderweitige Verwertung während der Lebenszeit des Leibrentners nicht möglich ist, wird häufig ein deutlicher Sicherheitsabschlag vorgenommen. Das wirkt sich unmittelbar auf die Höhe der Immobilienrente aus.
Vertraglich sollte detailliert geregelt werden, wer künftig für Unterhalts- und Instandhaltungskosten aufkommt. Der frühere Eigentümer sollte im Normalfall wie ein Mieter auch für die laufenden Betriebskosten wie Strom, Heizung oder Müllgebühren aufkommen. Lediglich Größere Renovierungen hingegen muss der neue Eigentümer übernehmen.
Die Leibrente sollte unbedingt in Form einer Reallast im Grundbuch gesichert werden. Mit einer Reallast werden bestimmte Rechte zu Gunsten einer Person festgeschrieben.
Außerdem sollte im Vertrag vereinbart werden, dass die Leibrente wertabgesichert ist – das heißt, dass sie regelmäßig in Höhe der Inflation steigt. Solche Wertsicherungsklauseln müssen aber mit dem Preisklauselgesetz (PrKlG) konform sein – das bedeutet, dass sie entweder lebenslang oder für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren vereinbart werden müssen und sich an einem amtlichen statistischen Lebenshaltungskostenindex orientieren.
Für den Fall, dass der Anbieter Pleite geht und die Immobilienrente nicht mehr zahlen kann, sollte eine Regelung getroffen werden: Bei einem Eigentumsübergang mit Leibrente wird eine Reallast im Grundbuch eingetragen. Bei Zahlungsverzug kann der Leibrentner dann unter Umständen die Zwangsversteigerung der Immobilie betreiben.
Im notariellen Vertrag sollten auch Regelungen getroffen werden, was passiert, wenn der Leibrentner zu Lebzeiten die Immobilie nicht mehr nutzen kann, zum Beispiel weil er in ein Pflegeheim zieht. Möglich wäre hier eine finanzielle Entschädigung.
Erfahre hier, wie viel deine Immobilie wert ist.
Wer sich vorstellen kann, im Alter in eine kleinere Wohnung zu ziehen, sollte den Verkauf seines Hauses in Betracht ziehen. Da ein großes Haus in der Regel mehr einbringt als eine kleine Seniorenwohnung kostet, sollte ein üppiger Geldbetrag übrigbleiben, der für die Lebenshaltung verwendet werden kann.
Wer seine eigenen vier Wände nicht verlassen möchte, kann auch über den Teilverkauf nachdenken. Bis zu 50 Prozent seiner Immobilie können Eigentümer verkaufen und weiterhin in ihrem Heim wohnen bleiben. Informationen, ob sich ein Teilverkauf lohnt, findest du hier.
Ähnlich zur Leibrente ist die Umkehrhypothek. Hier wird aber die Bank zum Rentenzahler.
Du kannst auch vom Nießbrauchrecht Gebrauch machen. Dabei verschenkst du sozusagen deine Immobilie, hast aber bis zum Lebensende das Recht, darin zu wohnen. Alles weitere zum Nießbrauch findest du hier.
Kilian Treß1357aceg am 21.06.2022 15:55
An die Möglichkeit des Sale & Lease back hatten Sie leider nicht gedacht, ist aber meist eine sehr sinnvolle Lösung !?
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