Ölheizung ade? Was jetzt gilt und welche Alternativen es gibt

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Das Gebäudeenergiegesetz ist beschlossen und damit ein weitgehendes Verbot neuer Ölheizungen. Hausbesitzer müssen sich nach Alternativen umsehen. Und diese gibt es.

Werden alte Ölheizungen verboten?

Langfristig soll es in Deutschland keine Öl- und Gasheizungen mehr geben. Dazu soll das Gebäudeenergiegesetz (GEG) reformiert werden. Stand Sommer 2023 ist der Gesetzesentwurf jedoch noch nicht zum Gesetz geworden. Die Lage, wann Eigentümer was tun müssen, ist also weiter unklar. Grundsätzlich geplant sind folgende Regelungen:

  • Bestehende Heizungsanlagen dürfen vorerst drinbleiben. Erst wenn sie nicht mehr repariert werden können, müssen sie gegen eine klimaneutrale Heizung ausgetauscht werden.
  • Wird doch noch eine neue fossile Heizung eingebaut, muss es sich um eine Hybridheizung handeln. Das heißt, zwei Drittel der Heizungswärme muss durch erneuerbare beziehungsweise klimaneutrale Methoden bereitgestellt werden. Die fossile Heizung ist dann nur noch eine Zusatzheizung für besonders kalte Tage.
  • Gasheizungen dürfen grundsätzlich nur noch dann verbaut werden, wenn sie auch Wasserstoff verbrennen können.
  • Kommunen müssen Wärmeplanungen vornehmen und bis spätestens 2028 festlegen, welche Gebiete künftig Fernwärme beziehen können.  So lange dürfen noch Öl- und Gasheizungen eingebaut werden.
Link-Tipp

Lies hier alle Details zur geplanten Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG).

Welche Alternativen zur Ölheizung gibt es?

Ölheizung, Alternative, Foto: contrastwerkstatt / Stock.Adobe
Auch ohne Ölheizung lässt sich ein Haus effizient und umweltschonend beheizen. Foto: contrastwerkstatt / Stock.Adobe

Wärmepumpe

Auch in Bestandsimmobilien kann eine Wärmepumpe oft eine alte Ölheizung ersetzen. Allerdings arbeiten Wärmepumpen umso effizienter, je geringer die Vorlauftemperatur des Heizungswassers ist. Das bedeutet: In schlecht gedämmten Altbauten mit relativ kleinen Heizkörpern sind oft hohe Vorlauftemperaturen notwendig, was die Effizienz der Wärmepumpe verschlechtert. Die Folge: Höhere Heizkosten.

Deshalb müssen in manchen Altbauten vor dem Einbau einer Wärmepumpe noch weitere energetische Maßnahmen ergriffen werden, bevor die alte Ölheizung raus kann. Neben dem Einbau neuer Fenster und Dämmmaßnahmen hilft es oft schon, die zu klein dimensionierten alten Heizkörper gegen Größere einzutauschen, da bei einer größeren Fläche geringere Vorlauftemperaturen ausreichen.

Grundsätzlich sollte die Vorlauftemperatur des Heizwassers 55 Grad Celsius nicht überschreiten. Allerdings gibt es inzwischen auch Hochtemperaturwärmepumpen, die 70 Grad Vorlauftemperatur ermöglichen. Hier sollte aber im Vorfeld genau berechnet werden, wie hoch der Stromverbrauch des neuen Heizungssystems sein wird.

Im Allgemeinen gilt die Formel: Je besser ein Gebäude gedämmt ist und je geringer deshalb die Vorlauftemperatur sein kann, desto effizienter und kostengünstiger heizt eine Wärmepumpe.

Heizen mit Holz

Holzheizungen wie Pelletheizungen als Alternative zur Ölheizung gelten als weitgehend CO2-neutral, da Bäume während ihres Wachstums genauso viel CO2 binden, wie später bei der Verbrennung wieder freigesetzt wird. Allerdings wird bei der Herstellung der Pellets und beim Transport CO2 ausgestoßen. Außerdem setzen Holzheizungen Feinstaub aus und das Potenzial ist begrenzt: Es darf nur so viel Holz verbraucht werden, wie nachwächst. Eine Alternative zur Pelletheizung ist eine Holzhackschnitzelheizung.

Um eine Pelletheizung einzubauen, wird allerdings viel Platz benötigt. Neben dem eigentlichen Heizgerät wird auch Platz für die Pellets selbst benötigt. Wer die Tanks seiner alten Ölheizung entfernt, hat aber diesen Platz zumeist.

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Fernwärme

Wer auf Fernwärme umsteigt, benötigt keine eigene Heizung mehr. Allerdings gibt es nicht überall diese Option. Für die Produktion von Fernwärme wird oft die Wärme von Müllverbrennungsanlagen oder die Wärme als Nebenprodukt von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen verwendet. In manchen Fällen aber auch Erdwärme. Problem: Damit ist Fernwärme nicht unbedingt CO2-neutral und bietet gegenüber der alten Ölheizung keinen so signifikanten Unterschied hinsichtlich der Klimafreundlichkeit. Allerdings kann der Fernwärmebetreiber seine Wärmeerzeugung später auf erneuerbare Energien umstellen, ohne dass der Abnehmer der Fernwärme etwas an seinem Gebäude verändern muss.

Sind die Voraussetzungen für Fernwärme gegeben, müssen Leitungen ins Haus gelegt und eine Übergabestation im Haus eingebaut werden, was einige tausend Euro kostet. Wer auf Fernwärme umsteigt, kann allerdings von Förderungen profitieren. Wird etwa eine alte Ölheizung ersetzt, beträgt diese bis zu 45 Prozent der Kosten.

Stromheizung

Die in der Anschaffung wohl günstigste Möglichkeit, seine alte Ölheizung zu ersetzen, ist der Einsatz von Stromdirektheizungen. Früher waren das oft Nachtspeicheröfen. Heute sind es vor allem Marmorplatten- und Infrarotheizungen, die zur Verfügung stehen.

Solche Heizungssysteme sind umstritten: Sie sind zwar, verglichen mit anderen Heizungstypen, sehr preiswert in der Anschaffung, stehen aber im Ruf, hohe Stromkosten zu verursachen.

Denn anders als bei der Wärmepumpe, die nur relativ wenig Strom benötigt, um viel Umweltenergie als Heizenergie zu nutzen, wird bei der Stromdirektheizung der Strom 1:1 in Wärme umgewandelt. Allerdings sagt man insbesondere Infrarotheizungen nach, dass sie angenehme Strahlungswärme produzieren und dass insgesamt im Gegensatz zur Konvektionsheizung weniger Wärme nötig ist, um eine Wohlfühltemperatur zu erzeugen.

Wer eine Stromdirektheizung in Erwägung zieht, sollte im Vorfeld genau ausrechnen lassen, mit welchem Energieverbrauch künftig zu rechnen ist.

Hybridsysteme

Grundsätzlich können alle möglichen Zentralheizungen hybrid betrieben werden. In Betracht kommen:

  • Solarunterstützung: Eine Gas- oder Ölheizung oder eine Wärmepumpe werden durch eine solarthermische Anlage unterstützt.
  • Wärmepumpenhybrid: Die alte Heizung bleibt bestehen, ist aber nur noch an sehr kalten Tagen aktiv. Den Rest übernimmt eine Wärmepumpe. Diese kann möglicherweise einen Teil des benötigten Stroms von der eigenen Fotovoltaikanlage auf dem Dach beziehen.
  • Wasserführender Kaminofen: Ein solcher holzbefeuerter Ofen hat einen Wärmetauscher – die sogenannte Wassertasche – die den größeren Teil der erzeugten Wärmeenergie entnimmt und dem zentralen Speicher der Zentralheizung zuführt.
  • Hybride Heizsysteme: Grundsätzlich können mehrere Heizsysteme miteinander kombiniert werden, also zum Beispiel Ölheizungen mit Solar, Holz oder einer Wärmepumpe.
  • Sonstige Systeme: Im Gespräch sind auch Wasserstoff-bBrennstoffzellen oder mit eFuels betriebene Ölheizungen. Dies ist aber noch weitgehende Zukunftsmusik, da die entsprechende Infrastruktur und Erzeugungskapazität noch nicht vorhanden sind.

Kosten beachten

Auch wenn die neue Energiewelt noch nicht in ein Gesetz gegossen ist, sollten Eigentümer, die bald einen Austausch ihrer Heizung planen, an künftige Kosten denken: Die CO2-Steuer auf fossile Energieträger wird in den kommenden Jahren sukzessive steigen, was Heizöl deutlich verteuern wird. Zudem ist nicht auszuschließen, dass künftig weitere Nach- oder Umrüstpflichten kommen werden.

Frank Kemter14.07.2023

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