Lesermeinungen:
Eine Anschlussfinanzierung eines Immobiliendarlehens ist oft nach fünf, zehn oder 15 Jahren fällig, wenn die Zinsbindung ausläuft. In der Regel ist dann noch eine Restschuld vorhanden. Was es bei der Anschlussfinanzierung zu beachten gibt.
Läuft nach beispielsweise zehn Jahren die vereinbarte Laufzeit eines Annuitätendarlehens mit Sollzinsbindung aus, ist das Darlehen in den meisten Fällen noch nicht abbezahlt. Der Kreditnehmer braucht für die Restschuld eine Anschlussfinanzierung, bei der neue Konditionen ausgehandelt werden.
Seit Beginn des Jahres 2022 sind die Bauzinsen massiv gestiegen: Von rund einem Prozent auf teilweise über vier Prozent. Konnten Eigenheimbesitzer vor dem Anstieg von den Niedrigzinsen massiv profitieren – die neuen Zinsen waren in der Regel viel niedriger als die des Ursprungsdarlehens – so fällt dieser Vorteil für die Anschlussfinanzierung vielleicht weg. Für manche Eigenheimbesitzer könnte das sogar zum Problem werden, dann nämlich, wenn die neuen Zinsen deutlich über den bisherigen liegen.
Wer jetzt oder bald eine Anschlussfinanzierung benötigt, muss deshalb gezielt vorgehen, um eine zu hohe finanzielle Belastung zu vermeiden.
Wer beispielsweise vor zehn Jahren eine Immobilie erwarb und jetzt eine Anschlussfinanzierung benötigt, hat damals in den meisten Fällen viel weniger bezahlt, als die Immobilie heute Wert ist. Zudem ist ein Teil des Darlehens bereits getilgt.
Das ist bei den Verhandlungen mit der Bank über die Anschlussfinanzierung von Vorteil: Denn der Beleihungswert für die Anschlussfinanzierung ist relativ niedrig, weil die Immobilie viel mehr wert ist als die benötigte Darlehenshöhe. Das verringert das Risiko bei einer Anschlussfinanzierung für die Bank. Für Darlehen mit einem niedrigen Beleihungswert gewähren Banken deshalb meist bessere Zinskonditionen als für solche mit einem hohen Beleihungswert.
Wer also heute eine Anschlussfinanzierung benötigt, sollte mit Blick auf den niedrigen Beleihungsauslauf mit seiner Bank – aber auch mit anderen Kreditinstituten – verhandeln, um die besten Konditionen herauszuschlagen.
Grundsätzlich ist die finanzierende Bank gesetzlich verpflichtet, dem Kreditnehmer spätestens drei Monate vor Ablauf der Zinsbindung mitzuteilen, ob sie die bisherige Baufinanzierung fortsetzen möchte oder nicht. In der Regel machen Banken dann auch ein sogenanntes Prolongationsangebot. Der Kunde wird also informiert, welche Konditionen die Bank bei der Anschlussfinanzierung anbietet. Doch drei Monate sind oft ein zu kurzer Zeitraum, um sich umfassend über Alternativangebote zu informieren, weshalb frühzeitiges Handeln sinnvoll ist.
Steht der Ablauf der Zinsbindung und damit die Anschlussfinanzierung bevor, sollte der Kreditnehmer daher frühzeitig – etwa zwölf bis sechs Monate vor Ende der Zinsbindung – damit beginnen, sowohl bei der eigenen Hausbank als auch bei anderen Kreditinstituten Angebote für die Anschlussfinanzierung einzuholen.
Nach Ablauf der Zinsbindungsfrist hat ein Kreditnehmer drei Optionen für seine Anschlussfinanzierung:
Neigt sich Zinsbindung der Erstfinanzierung dem Ende zu, machen Banken ihren Kunden in der Regel ein so genanntes Prolongationsangebot für die Anschlussfinanzierung. Die Bank ist verpflichtet, drei Monate vor Ablauf der Zinsbindungsfrist ihrem Kunden mitzuteilen, ob sie die Finanzierung fortsetzen möchte oder nicht.
Die Konditionen im Prolongationsangebot orientieren sich immer an der aktuellen Zinslage.
Ist das Angebot der Hausbank unattraktiv, sollte der Kunde mit der Hausbank verhandeln, um bessere Konditionen für seine Anschlussfinanzierung zu erzielen. Ist das Angebot akzeptabel, ist das weitere Vorgehen einfach: Der Darlehensnehmer stimmt dem Angebot zur Anschlussfinanzierung zu und das Darlehen läuft mit den neuen Konditionen weiter.
Läuft die Sollzinsbindung aus, ist man nicht mehr an den bisherigen Darlehensgeber gebunden. Kreditnehmer können sich auch von anderen Banken Kreditangebote einholen.
Entscheiden sich Kreditnehmer bei der Anschlussfinanzierung gegen eine Prolongation, spricht man von einer Umschuldung: der bisherige Darlehensvertrag wird dann an die neue Bank übergeben.
Die günstige Variante – Grundschuldabtretung
Sofern die Hausbank dem Wechsel zustimmt, kostet die Abtretung der Grundschuld auf die neue Bank in der Regel bis zu 0,3 Prozent der Kreditsumme. Je 100.000 Euro Darlehenssumme würde dies einen Betrag von 300 Euro ausmachen.
Die kostenintensivere Variante: Grundschuld neu eintragen
Sofern sich die Hausbank gegen den Wechsel der Grundschuld sträubt, muss die Grundschuld gelöscht und anschließend durch einen Notar neu eingetragen werden. Das kostet bis zu 1,5 Prozent der Darlehenssumme.
Bietet die bisherige Bank keine besseren Finanzierungskonditionen als ein alternativer Anbieter, sollte eine Umschuldung für die Anschlussfinanzierung in Betracht gezogen werden. Folgende Unterlagen werden benötigt:
Die Hausbank bietet ein zehnjähriges Darlehen über 100.000 Euro mit 4,5 Prozent Zinsen bei einem Prozent Tilgung und einer Monatsrate von 458 Euro an. Die Restschuld nach zehn Jahren beläuft sich auf 87.400 Euro.
Das Alternativangebot einer anderen Bank lautet 4 Prozent Zinsen und 1,5 Prozent Anfangstilgung. Bei einer Monatsrate von ebenfalls 458 Euro beläuft sich die Restschuld auf nur noch 81.600 Euro. Das ergibt ein Ersparnis von zunächst 5.800 Euro.
Viele Banken bieten die Option an, bereits ein, zwei oder gar fünf Jahre vor Ablauf der Zinsbindung eine Anschlussfinanzierung auszumachen. Damit kann man sich die aktuellen Zinsen für die Zukunft sichern. Dafür verlangen Banken allerdings einen so genannten Forward-Aufschlag. Ob das aktuell bei den seit Jahresbeginn 2022 gestiegenen Zinsen ratsam ist, ist fraglich.
Je länger diese Frist bis zur Anschlussfinanzierung ist, desto höher ist der Forward-Zinsaufschlag, den die Bank für eine solche Reservierung verlangt.
Ein Forward-Darlehen ist sowohl mit der Hausbank als Prolongation als auch mit einer anderen Bank für eine Umschuldung möglich.
Das Forward-Darlehen gleicht einer Wette. Wer auf steigende Zinsen spekuliert, kann mit diesem Darlehen in Zukunft Geld sparen. Sollten die Zinsen aber doch wieder sinken, macht man herbe Verluste.
Verschaffe dir einen Überblick über die aktuellen Bauzinsen.
Wie hoch sind die Zinsen jetzt?
Der Zinsaufschlag für ein Forward-Darlehen beläuft sich meist auf 0,01 bis 0,03 Prozent pro Monat zwischen Vertragsabschluss und Inanspruchnahme des Vorratsdarlehens. Bei einem Zinssatz von zum Beispiel 4,5 Prozent bedeutet dies:
Je nach Zinsaufschlag und Zeitraum zwischen Vertragsabschluss und Inanspruchnahme des Darlehens kann sich diese Option aber sehr teuer auswirken. Nämlich dann, wenn der Zeitraum sehr lang ist. Bei einem Zeitraum von 60 Monaten Vorlauf und einem Zinsaufschlag von 0,03 Prozent erhöht sich der Zins von vier Prozent auf satte 5,8 Prozent.
Zinsaufschlag pro Monat | 1 Jahr | 2 Jahre | 3 Jahre | 4 Jahre | 5 Jahre |
0,01 | 0,12 | 0,24 | 0,36 | 0,48 | 0,6 |
0,02 | 0,24 | 0,48 | 0,72 | 0,96 | 1,2 |
0,03 | 0,36 | 0,72 | 1,08 | 1,44 | 1,8 |
Die Höhe des Zinsaufschlags ist aber keine fixe Größe, sie variiert je nach Bank und Zinsumfeld und hängt auch davon ab, ob die Bank für die Zukunft mit eher steigenden oder fallenden Zinsen rechnet.
Es lohnt sich, auf das Prolongationsangebot der Hausbank vorbereitet zu sein. Wer den Markt kennt, kann das Angebot gut einschätzen. Deswegen ist es von Vorteil, sich frühzeitig mit anderen Banken auszutauschen und Angebote einzuholen.
Wer nach Einberechnung der Faktoren Verzinsungen, Tilgung sowie Abtretung der Grundschuld oder Löschen der alten und Eintragen einer neuen Grundschuld noch immer auf ein günstigeres Darlehen stößt, kann damit bei der Hausbank in Verhandlungen treten oder doch eine Umschuldung vorziehen.
Banken möchten Profit machen, deswegen kann das erste Angebot auch durchaus als Verhandlungsbasis verstanden werden. Das Feilschen um Zinsen bei der Anschlussfinanzierung ist bei Banken ein gängiges Prinzip. Da sie ein großes Interesse daran haben, ihre einmal gewonnen Kunden zu halten, ist das Herunterhandeln des Zinses oft bereits einkalkuliert. Anders gewendet: Wer sich ungeprüft auf das erste Angebot der Hausbank einlässt, bekommt oft nicht die bestmöglichen Konditionen.
Ob eine Prolongation oder Anschlussfinanzierung bei Arbeitslosigkeit möglich ist, hängt ganz von der individuellen Situation ab: Üblicherweise ist es leichter, in diesem Fall bei der bisherigen Hausbank eine Prolongation zu bekommen, so es überhaupt möglich ist, das Darlehen weiterhin zu bedienen. Eine Anschlussfinanzierung bei einer fremden Bank ist in den meisten Fällen schwieriger, da das Risiko höher ist. Im schlimmsten Fall droht der Verlust der Immobilie.
Es gibt bereits vor Ablauf der Zinsbindung die Möglichkeit, Geld zu sparen. Möglich macht das das vom Gesetzgeber ermöglichte Sonderkündigungsrecht laut Paragraf 489 Abs. 1 Nr. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Um vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen, das den vorzeitigen Ausstieg aus einem laufenden Immobilienkredit ermöglicht, muss die Baufinanzierung schon mindestens seit zehn Jahren laufen. Ursprünglich muss also eine Zinsbindung von mehr als zehn Jahren vereinbart worden sein, um von dieser Möglichkeit zu profitieren.
Sind die Voraussetzungen gegeben, so beträgt die Kündigungsfrist für das Darlehen sechs Monate. Die Bank darf in diesem Fall auch keine Vorfälligkeitsentschädigung berechnen. Ein Darlehensnehmer kann einen Darlehensvertrag also immer nach spätestens zehn Jahren und sechs Monaten beenden, egal wie lange die Zinsbindung ursprünglich vereinbart wurde.
Das bedeutet: Für den Kreditnehmer kann es sich lohnen, schon vor Ablauf der zehn Jahre aktiv nach einer günstigeren Anschlussfinanzierung bei einer anderen Bank zu suchen. Aber auch dabei müssen die oben genannten Faktoren, wie Übertragen der Grundschuld beziehungsweise Löschen und neu Eintragen der Grundschuld, einberechnet werden.
Mehr zum Sonderkündigungsrecht erfährst du hier.
Benno D. am 01.08.2022 22:49
Bitte bei den Fakten bleiben: die Kündigung ist erst 10 Jahre nach kompletter Auszahlung des Darlehens mit einer Frist von 6 Monaten möglich, das kann bei Neubaudarlehen erheblich später sein als 10 Jahre 6 Moinate nach Vertragsabschluß!
auf Kommentar antwortenHausbauT am 20.12.2020 20:35
Kan man bei einer Anschlussfinanzierung auch eine grössere Summe einzahlen und den Rest finanzieren. Zum Beispiel zahle ich parallel in einen Bausparvertrag. Als Joker, falls die Zinsen steigen. Jetzt aber mit billig Geld finanziert auf 10 Jahren.
auf Kommentar antwortenimmowelt Redaktion am 21.12.2020 15:41
Hallo HausbauT,
das sollten Sie mit der Bank ihres Vertrauens besprechen, jedes Kredithaus hat unterschiedliche Angebote weshalb wir Ihnen hier keinen Tipps dazu geben können.
Beste Grüße
immowelt Redaktion
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