Eine schöne Tapete macht viele Wohnungen erst so richtig gemütlich. Dabei muss es nicht immer die klassische Raufasertapete sein – egal, ob Muster-, Seiden- oder Vliestapete – Tapeten gibt es für nahezu jeden Geschmack. Mit ein bisschen Sorgfalt können Heimwerker sie ganz leicht selbst anbringen.
Lesermeinungen:
Nicht umsonst spricht der Volksmund bei größeren Veränderungen im Leben eines Menschen von einem Tapetenwechsel. Der Wechsel des Wandschmucks steht sprichwörtlich für plötzlichen Wandel – und tatsächlich kann so ein Tapetenwechsel eine Wohnung in ganz neuem Licht erscheinen lassen. So unterschiedlich wie die Geschmäcker der Menschen sind dabei auch die Tapeten – es gibt sie aus vielen verschiedenen Materialien und sogar in flüssiger Form.
Der Klassiker unter den Tapeten und der wohl verbreitetste Wandbelag. Eine Raufasertapete ist in der Regel einfarbig und enthält neben Zellstoff Altpapier und Holzspäne. So entsteht die typische Raufaser-Textur. Raufasertapeten können problemlos überstrichen werden.
Eine der gängigsten Tapetenvarianten. Sie besteht in der Regel aus Papier und Zellulose und ist mit einem Muster bedruckt, das meist aktuellen Designs entspricht. Das Muster wiederholt sich jeweils unterschiedlich oft und muss an die nächste Tapetenbahn nahtlos – Stoß an Stoß – anschließen, wenn ein einheitlich wirkendes Muster entstehen soll. Diese Art der Tapete wird daher auch „Tapete mit Ansatz“ genannt.
Vliestapeten bestehen aus einer Kombination aus Zellstoff- und Textilfasern. Oftmals kommen Polyesterfasern und synthetische Bindemittel hinzu. Sie sind daher recht strapazierfähig und so stabil, dass man kleine Risse oder Löcher im Untergrund mit ihnen überdecken kann. Zu den Vorteilen der Vliestapeten zählt zudem, dass sie schwer entflammbar sind. Es gibt sie glatt oder mit Prägemustern.
Die eigentlich aus Zellstoff bestehende Tapete wird bei der Herstellung von Seidentapeten mit Seidenstoff oder Seidenfäden beklebt. Seidentapeten wirken besonders edel – beim Tapezieren braucht es hier aber viel Erfahrung, denn auf die Oberfläche darf kein Kleister gelangen, da sich die Flecken nicht mehr entfernen lassen.
Ähnlich schwierig wie Seidentapeten sind Lack- und Metalleffekttapeten zu tapezieren. Es handelt sich dabei um Tapetenbahnen, die mit dünnen Metallfolien beklebt und dann teilweise noch mit Lacken oder mittels Ätzen und Oxidieren veredelt werden. Aufgrund der aufwendigen Herstellung handelt es sich bei Metalleffekttapeten um ein relativ teures Nischenprodukt.
Glasgewebetapeten sind extrem strapazierfähig und werden aus mineralischen Garnen hergestellt. Diese können überstrichen werden, sind schwer entflammbar, reißen nicht und zeichnen sich durch eine hohe Langlebigkeit aus. Damit sie gut halten, müssen allerdings alte Tapeten zwangsläufig restlos entfernt werden. Zudem sollten sie mit einem speziellen Glasgewebekleber an der Wand angebracht werden.
Bei Prägetapeten – auch Struktur- oder Relieftapeten – werden mehrere Papierlagen übereinandergelegt und dann mit einer Prägewalze bearbeitet. So entstehen bestimmte Muster und Strukturen, die auch erhalten bleiben, wenn sie überstrichen werden.
Flüssigtapete besteht aus sogenanntem Baumwollputz, aber auch Seide und andere Textilfasern werden oftmals beigemischt. Sie wird als Trockenmasse angeliefert und kann dann mit Wasser vermischt und auf die Wand aufgetragen werden. Das übliche Ankleben der Tapete mit Kleister entfällt, stattdessen können Heimwerker die Masse einfach mit einer Kelle oder einer speziellen Spritzpistole auftragen. Die Flüssigtapete ist atmungsaktiv, reißfest und nimmt keine Gerüche auf.
Grastapeten, auch als Naturtapeten bezeichnet, sind vor allem im asiatischen Raum verbreitet, aber ebenso in Europa zu haben. Die Tapete setzt sich aus zwei Schichten zusammen: Eine aus Papier und eine mit verknotetem Gras-, Hanf-, Sisal- oder Bambusgewebe. Die Tapeten haben einen besonders natürlichen Look und können überstrichen werden.
Gemusterte Tapeten können oft nicht ohne Weiteres aneinandergeklebt werden, denn hier muss darauf geachtet werden, dass das Muster an der Schnittkante fortlaufend geklebt wird. Häufig enthalten Tapeten daher bestimmte Markierungen, mit deren Hilfe der Heimwerker erkennen kann, wie er sie aneinanderkleben muss.
Hier können die Tapeten einfach aneinandergeklebt werden ohne dass das Muster dabei berücksichtigt werden muss.
Gleiche Muster befinden sich in gleicher Höhe. Der Rapport wird in Zentimeter angegeben. Beim Zuschneiden muss der Heimwerker darauf achten, das Muster fortlaufend zu legen.
Das Muster der darauffolgenden Bahn muss immer um die Hälfte versetzt werden. Rapport und Versatz werden auch hier in Zentimeter angegeben.
In diesem Fall muss der Heimwerker darauf achten, beim Tapezieren jede zweite Bahn auf den Kopf zu stellen.
Bevor es tatsächlich daran geht, die Tapeten an die Wand zu kleben, sollten Heimwerker zunächst alles gut vorbereiten. Schließlich ist es sehr ärgerlich, erst beim Tapezieren zu merken, wenn wichtige Utensilien fehlen.
Wie viel Tapete nötig ist, hängt sowohl von der Wandfläche als auch von der Größe der Tapetenrolle ab.
Die Wandfläche lässt sich mit folgender Formel berechnen:
[(2 x Raumbreite) + (2 x Raumlänge)] x Raumhöhe = Wandfläche
Eine Tapetenrolle ist in der Regel 53 cm breit und 10,05 m lang. Diese Menge reicht für etwa fünf Quadratmeter. In der Berechnung bedeutet das:
Wandfläche / 5 = Anzahl Tapetenrollen
Ein Beispiel:
Ein Raum ist vier Meter breit, fünf Meter lang und 2,5 Meter hoch. Der Heimwerker braucht also genug Tapete für 45 Quadratmeter Wandfläche. Insgesamt sollte er sich also neun Rollen bereitlegen.
Zum Tapezieren braucht es nicht viel Werkzeug – dass alles bereitsteht, müssen Heimwerker natürlich trotzdem beachten. Neben den Tapeten sollten Heimwerker folgende Werkzeuge bereithalten:
Wenn die neue Tapete an die Wand soll, muss zunächst die alte runter. Der Grund: Es kann sein, dass der alte Wandschmuck nicht stark genug an der Wand haftet, um auch die neue Tapete zu halten. Zudem sollte die Wand vor erneutem Tapezieren möglichst eben sein, damit es nach dem Anbringen der neuen Tapete nicht zu Unebenheiten kommt und sie ausreichend Halt findet.
Je nach Art der Tapete sind beim Abziehen unterschiedliche Vorgehensweisen ratsam:
Einfache Mustertapeten aus Zellstoff und Papier können mit einer Sprühflasche und etwas Wasser direkt eingeweicht werden. Bei dickeren, wasserundurchlässigen Tapeten, beispielsweise Vinyltapeten, sollten Heimwerker auf eine Nagelwalze vertrauen. Dabei handelt es sich um eine Rolle mit Stacheln, mit der die alte Tapete zunächst perforiert wird. Dadurch kann das Wasser in die Struktur eindringen und sie sozusagen von innen heraus einweichen. Bei besonders hartnäckigen Tapeten kann zudem Tapetenlöser zum Einsatz kommen. Diesen gibt es für ein paar Euro im Baumarkt. Er wird mit Wasser angerührt und dann mit einem Pinsel aufgetragen. Somit lassen sich alte Leimrückstände besonders gut lösen.
Danach gilt es, die Tapeten vorsichtig mit einem Spachtel abzukratzen. Eine gewisse Vorsicht ist hier von Vorteil – denn wer mit den Kanten des Spachtels zu sehr in die Wand drückt, verursacht unschöne kleine Löcher, die danach wieder mit Gips ausgebessert werden müssen. Geduld ist bei dieser Arbeit eine Tugend: Sollten sich die Tapetenreste nicht leicht von der Wand lösen, besser noch einmal einweichen oder weiteren Tapetenlöser aufstreichen. Alle Heimwerker, denen das nicht leicht genug geht, können zu einem Dampftapetenablöser greifen. Dieses Gerät kostet zwischen 30 und 40 Euro – es kann aber auch stunden- oder tageweise von Baumärkten gemietet werden. Das Wirkprinzip: Über eine Düse dringt der Dampf in die Tapete ein und löst sie so samt Kleister von der Wand.
Damit die neue Tapete an der Wand auch gut hält, sollten alle Verunreinigungen entfernt werden. Wichtig ist darüber hinaus aber eine möglichst ebene Fläche. Also müssen Löcher, die beispielsweise beim Entfernen der alten Tapete entstanden sind, ausgeglichen werden. Je nach Ausmaß der Schäden können Heimwerker dabei entweder einen ganzen Eimer Gips anrühren oder auf Fertigmischungen aus der Tube zurückgreifen. Beides gibt es im Baumarkt für wenige Euro.
Tapezieren sollte man am besten bei Tageslicht. So ist gut zu sehen, ob die Tapete richtig an der Wand haftet und ob sich Luftblasen gebildet haben. Der Strom wird daher nicht benötigt und sollte sowieso abgeschaltet werden. Der Grund: Die Außenteile der Steckdosen werden zunächst abgenommen, dann einfach übertapeziert und nachträglich mit dem Cutter ausgeschnitten. Gerät das Messer bei abgeschalteter Elektrizität in die Steckdose, kann nichts schiefgehen.
Ist die Tapete gekauft, die Wand glatt und das Werkzeug zurechtgelegt, geht es ans eigentliche Tapezieren. Abhängig von der Tapetenart und dem Untergrund müssen entweder Tapete und Wand oder nur eins von beiden mit Kleister eingestrichen werden. Dies sollten Handwerker vorab herausfinden. Da generell gilt, dass mit dem Licht tapeziert wird, sollte die Arbeit also am Fenster beginnen.
Mit der Wasserwaage eine Markierung für Tapete an der Decke anbringen, der Abstand zur Wand sollte dabei eine Rollenbreite minus zwei bis drei Zentimeter sein. Da kaum eine Wand exakt gerade ist, lassen sich dadurch Unregelmäßigkeiten ausgleichen.
Länge der Bahnen ermitteln und mit einigen Zentimetern Überstand zuschneiden. Tapetenkleister nach Anleitung auf der Packung anrühren und ziehen lassen.
Die zugeschnittenen Bahnen auf dem Tapeziertisch auslegen und diese einkleistern.
Die bereits eingekleisterte Tapete wird nun zusammengelegt, damit der Kleister gut in das Papier einziehen kann. Die Tapeten sollten möglichst aufgefächert auf dem Tisch legen. Wie lange der Kleister einweichen muss, kann von Produkt zu Produkt unterschiedlich sein. Auf die Herstellerangaben achten.
Jetzt die Tapete Bahn für Bahn anbringen. An der Wand klappt das ganz gut alleine, an der Decke geht das zu zweit am besten. Kräftig andrücken und mit der Tapezierbürste glatt streichen. Der eingeplante Überstand kann direkt an der Kante gut mit einem Cutter abgetrennt werden.
Beim Zuschneiden unbedingt auch etwaige Aussparungen für Fenster und Tür beachten. Zudem muss ausgemessen werden, wie viel Überstand nötig ist, damit die Tapete an solchen Stellen einfach eingeklappt werden kann und kein Stückwerk aus kleineren Tapetenzuschnitten nötig wird. Dann die Tapeten auf dem Tapeziertisch auffächern und den Kleister einweichen lassen.
Tapete an der Fensterlaibung waagrecht einschneiden, in die Laibung klappen und festdrücken. Die Laibung sollte nach dem Einklappen vollständig tapeziert sein. Den Überstand zum Fenster abschneiden. Im weiteren Verlauf die Wände wieder auf Stoß tapezieren. Steckdosen und Lichtschalter einfach übertapezieren und später mit einem Cutter ausschneiden.
Alle weiteren Bahnen nun nach und nach ankleben. Die Markierungslinie ist nur für die erste Bahn nötig, alle weiteren werden einfach Stoß an Stoß an die jeweils letzte Bahn tapeziert. Überstehende Teile der Tapete ganz einfach mit dem Cutter zuschneiden.
Diese Anleitung eignet sich für gewöhnliche Papiertapeten mit oder ohne Muster. Je nach Art der Tapete und Hersteller kann ein anderes Vorgehen nötig sein. Heimwerker sollten daher immer auch auf die Hersteller-Informationen achten.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es immer mal passieren, dass die Tapete einreißt oder sich eine Luftblase bildet. Solche Fehler lassen sich aber relativ leicht selbst ausbessern: Die angerissene Bahn sollte dafür einfach wie ursprünglich geplant an die Wand gebracht werden. Der Kleister kann dabei helfen, den Fehler zu kaschieren: Einfach noch einmal zusätzlich einkleistern und an die Wand drücken.
Ähnlich simpel ist es für Heimwerker, Luftblasen zu beseitigen. Dafür am besten direkt nach dem Anbringen der Tapete an der Wand die Blase mit der Tapezierbürste ausstreichen. Ist die Blase immer noch zu sehen oder lässt sich nicht herausstreichen, einfach mit dem Cutter anstechen und mit ein bisschen Kleister wieder festdrücken. Alternativ kann die Blase auch mit einer Einwegspritze angestochen werden. In diesem Fall ist der Fehler später kaum sichtbar. Einwegspritzen gibt es in jeder Apotheke.
Weitere Informationen zum Vermeiden von Pannen und Ausbessern von Fehlern, finden Heimwerker auf unserem Partnerportal bauen.de.
Auch wenn es reizvoll erscheinen mag, gleich wieder alles einzurichten oder die Tapete sofort zu streichen: Besser ist es, die Trocknungszeiten zu beachten. Auch diese können sich von Produkt zu Produkt unterscheiden – Heimwerker sollten also auf jeden Fall auch hier wieder die Herstellerinformationen beachten. Als kleinen Anhaltspunkt: Eine einfache Raufasertapete kann nach 24 Stunden Trocknungszeit überstrichen werden. Wer alle Punkte beachtet hat, kann nach dem Trocknen die Tapete nun entweder überstreichen oder direkt alle Möbel wieder aufstellen, das Werkzeug aufräumen und sich an den neu gestalteten Wänden erfreuen.
Markus Grundmann02.03.2023